Fuldaer Erklärung

Im Wortlaut

 (DR)

Die in Fulda versammelten Vertreter des "Forum Deutscher Katholiken" und die mit ihm verbundnen Gemeinschaften begrüßen das Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 18. März 2011. Das Urteil erkennt an, dass "die Kultur der Menschenrechte nicht in einen Gegensatz zu den religiösen Fundamenten der europäischen Kultur" gebracht werden dürfe, zu der das Christentum einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofes verschafft uns eine Atempause. Denn wir müssen uns fragen, ob die Selbstsäkularisierung der Kirche nicht eine wesentliche Ursache der Säkularisierung dieser Welt ist.



Der von den deutschen Bischöfen beschlossene Dialogprozess ist nur dann eine Chance für die innere Erneuerung der Kirche in Deutschland, wenn er zu einem Umdenken und zur Rückkehr zur unverfälschten und ganzen Botschaft Jesu Christi und zur Lehre der Kirche führt.



Die katholische Kirche in Deutschland kann wieder Tritt fassen, wenn im Mittelpunkt des Dialogprozesses die drängenden Fragen stehen, die den gläubigen und kirchenverbundenen Katholiken seit langem am Herzen liegen, nämlich



•       die würdige Feier der Eucharistie nach der Ordnung der Kirche und die eucharistische Anbetung



•       die Ausbildung der Priesteramtskandidaten, Religionslehrer, Pastoralassistenten und Gemeindereferenten gemäß der Lehre der Kirche



•       die Neuordnung des schulischen Religionsunterrichtes



•       die Wiederbelebung des Bußsakramentes



nicht aber jene Fragen, die seit Jahrzehnten beraten, geklärt und entschieden sind.

Eine Kirche, die sich in Christus erneuert, wird die Kraft zurückgewinnen, auch das gesellschaftliche und politische Leben im Geist Christi neu zugestalten, und dies wäre  auch im Interesse einer humanen Gesellschaft. Eine Kirche hingegen,

die sich unkritisch der so genannten "Lebenswirklichkeit" anpasst, unterwirft sich eben dieser "Lebenswirklichkeit" als Norm, statt sie zu prüfen und ihr in Christus Heil und Heilung zu bringen; sie gibt sich damit selber auf und macht sich überflüssig. Denn was ist die so genannte "Lebenswirklichkeit" anderes als der oft irregeleitete Zeitgeist? Durch Anpassung würde die Kirche die Mahnung des Apostelsmißachten: "Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen könnt, was der Wille Gottes ist (Röm 12,2)



Wir deutschen Katholiken freuen uns, zusammen mit den Bischöfen, auf den Besuch des Heiligen Vaters in unserem Vaterland. Er wird uns im Glauben bestärken und Brücken bauen zu allen Menschen guten Willens.