Vorbereitungen auf die Seligsprechung Johannes Pauls II. laufen

"Rom ist bereit"

Nicht nur das erweiterte Sortiment an Magneten mit dem Konterfei von Johannes Paul II. in den römischen Souvenirläden weist darauf hin - Millionen Katholiken in aller Welt erwarten die Seligsprechung Johannes Pauls II. am 1. Mai.

Autor/in:
Agathe Lukassek
Johannes Paul II. schmückt Pilgersouvenirs (KNA)
Johannes Paul II. schmückt Pilgersouvenirs / ( KNA )

Ein Knopfdruck genügt, und schon füllt die wohlvertraute Stimme von Johannes Paul II. den Innenraum von San Stanislao, der Nationalkirche der Polen in Rom. Jeden Donnerstagabend versammeln sich hier, in dem kleinen Gotteshaus nahe der Piazza Venezia, polnische Katholiken, um in der Messe eine Ansprache ihres verstorbenen Landsmannes zu hören. Der alte CD-Spieler, der die Aufnahmen wiedergibt, wirkt selbst wie ein technisches Relikt dieses Pontifikates. Mit der Predigtreihe bereitet sich die polnische Gemeinde auf das Ereignis vor, das Millionen Katholiken in aller Welt mit Freude und Spannung erwarten: Die Seligsprechung Johannes Pauls II. am 1. Mai.



Pilgersaison im Zeichen von Johannes Paul II.

Auf diesen Termin weist auch das erweiterte Sortiment an Tellern, Schlüsselanhängern und T-Shirts mit dem Konterfei von Johannes Paul II. in den Souvenirläden hin. "Diese Pilgersaison steht ganz im Zeichen des seligen Papstes", meint ein Andenkenhändler in der Nähe des Petersplatzes. Den Zusatz "selig" tragen bislang jedoch nur wenige Devotionalien, etwa Rosenkränze. "Das Auswechseln des Medaillons ist recht einfach", erklärt ein Verkäufer die schnelle Umrüstung. Ebenfalls ein großes Geschäft scheint mancher Verleger und Buchautor gewittert zu haben: Nahezu wöchentlich stellen Weggefährten und Journalisten neue Publikationen über den Papst aus Polen vor. In den Auslagen der Buchhandlungen finden sich Jugendgedichte Karol Wojtylas, Heftchen mit Papst-Gebeten für 365 Tage im Jahr oder Eheratgeber mit dem Titel "Die Rolle der Sexualität nach Johannes Paul II.".



Die anstehende Seligsprechung ruft jedoch auch Betrüger auf den Plan. Die Präfektur des Päpstlichen Hauses warnte bereits im Februar vor Anbietern von vermeintlichen Einlasskarten und betonte, dass für eine Teilnahme an der Zeremonie auf dem Petersplatz keine Tickets erforderlich seien. Für den Einlass gelte das Motto "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst", erklärte der Geschäftsführer des römischen Pilgerwerks, Caesar Atuire. Die Einrichtung bietet für 18 Euro den sogenannten "JPII Pass" an, der eine kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für drei Tage ermöglicht und ein Lunchpaket sowie umfangreiches Informationsmaterial enthält.



Seligsprechung: Einlass ist um 5.30 Uhr auf dem Petersplatz

Auch die Polin Renata will sich mit ihren Kolleginnen frühzeitig auf den Weg machen, um am 1. Mai zu Beginn des Einlasses um 5.30 Uhr vor dem Petersplatz zu sein. Die Mittfünfzigerin, die seit zwölf Jahren in Rom arbeitet, befürchtet einen ähnlichen Andrang wie zu den Begräbnisfeiern Johannes Pauls II. im April 2005, zu denen damals drei Millionen Besucher angereist waren. Derzeit rechnen die Organisatoren zwar "nur" mit 300.000 Pilgern. Kurzfristig könne deren Zahl aber noch auf bis zu eine Million ansteigen.



Aus dem deutschsprachigen Raum haben sich bislang nach Angaben des deutschen Pilgerzentrums nur einzelne Reisende sowie einige kleinere Gruppen angemeldet. Manche schreckt der erwartete Massenandrang offenbar ab. "Lohnt es sich überhaupt zu kommen?", fragten Anrufer in den vergangenen Wochen häufig, berichtet der Leiter des Zentrums, Antonio Tedesco. In jedem Fall sei Rom bereit, alle zu empfangen, die an der Seligsprechung teilnehmen wollten. Rund 20 Prozent der Hotelbetten sind nach Angaben der Stadt gegenwärtig noch frei. Um das Verkehrschaos so gering wie möglich zu halten, wird die U-Bahn täglich 22 Stunden in Betrieb sein.



Sechs Großbildschirmen zeigen die Zeremonie

Wer es nicht auf den Petersplatz schafft, hat auch andernorts in der Ewigen Stadt die Möglichkeit, das Ereignis zu verfolgen: Auf sechs Großbildschirmen in der Nähe des Petersplatzes sowie am Circus Maximus, wo am Vorabend die große Vigilfeier stattfindet, können die Gläubigen die Zeremonie sehen. Direkt im Anschluss an die Seligsprechung wird der Sarg von Johannes Paul II. vor dem Papstaltar im Petersdom zur Verehrung aufgestellt. Solange Gläubige in die Basilika hineinströmen, soll das Gotteshaus geöffnet bleiben.



Am Tag darauf feiert Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone eine Dankmesse im Vatikan. Dann wird der Sarg an seinen endgültigen Platz in der Sebastianskapelle im rechten Seitenschiff der Basilika überführt.