Die humanitäre Lage in der Elfenbeinküste spitzt sich weiter zu

In Abidjan werden die Lebensmittel knapp

In der Elfenbeinküste spitzt sich die humanitäre Lage nach wochenlangen Gefechten weiter zu. In der umkämpften Wirtschaftsmetropole Abidjan werden Lebensmittel knapp. Die Menschen trauen sich seit Tagen nicht mehr aus den Häusern.

 (DR)

Die meisten Geschäfte seien geschlossen oder geplündert. In der Hafen- und Regierungsstadt werde zudem eine neue Großoffensive erwartet, berichtete die Nothilfeorganisation "Ärzte ohne Grenzen" am Montag.

Der Machtkampf zwischen dem abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo und dem international anerkannten Wahlsieger Alassane Ouattara ist zum offenen Bürgerkrieg eskaliert. Gbagbo klammert sich an die Macht.cOuattaras Truppen kontrollieren aber inzwischen große Teile des Landes und der Metropole Abidjan. In der Millionenstadt wurde ein neuer militärischer Vorstoß Ouattaras erwartet, mit dem er endgültig die Oberhand gewinnen will. Wo sich Gbagbo aufhielt, war nicht klar. Der nationale Rundfunk war noch in der Gewalt seiner Truppen.

Die Situation sei katastrophal, berichtete die Menschenrechtsorganisation "Human Rights Watch". In Abidjan hätten sich etwa 2.000 Malier in die Botschaft ihres Heimatlandes geflüchtet, wo sie ohne Wasser und Nahrung ausharrten. Die Deutsche Welthungerhilfe bat um Unterstützung für Flüchtlinge aus der Elfenbeinküste. Rund eine Million Menschen floh bereits in Nachbarländer.

Gewalt gegen Zivilisten
Nach Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" dauert auch die Gewalt gegen Zivilisten an. In den ersten drei Apriltagen kamen insgesamt 120 Verletzte in ein Krankenhaus in Bangolo im Westen des Landes, in Abidjan waren es mehr als 80. Hilfsorganisationen hatten am Wochenende von mindestens 800 Toten allein in der westlichen Stadt Duékoué berichtet. Outtaras Truppen sagten eine Untersuchung zu, nachdem sie von den Vereinten Nationen für das Massaker verantwortlich gemacht worden waren.

Ouattara hatte die Präsidentenwahl im November nach offiziellen Ergebnissen mit 53 Prozent der Stimmen gewonnen. Der bisherige Präsident Laurent Gbagbo, der seit dem Jahr 2000 im Amt ist, erkennt das Wahlergebnis aber nicht an. Der Machtkampf in der Elfenbeinküste (Côte d"Ivoire) hat auch ethnische Züge, die bereits 2002 einen Bürgerkrieg auslösten. Erst 2007 wurde der Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden des Landes entschärft.

Die Afrika-Expertin Uschi Eid kritisierte die afrikanischen Staaten für ihr Zögern. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und die Afrikanische Union seien wegen ihrer Uneinigkeit mit ihren Vermittlungsversuchen in der Elfenbeinküste gescheitert, sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Afrika-Stiftung im Deutschlandfunk. "Also, es ist wirklich fast ein diplomatisches Desaster, was sich da abzeichnet und wo die Afrikanische Union als völlig handlungsunfähig dasteht", sagte die ehemalige Staatssekretärin und Afrika-Beauftragte von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).