Die Heilsarmee in Deutschland feiert 125-jähriges Bestehen

Suppe, Seife, Seelenheil

Mitgliederschwund, Finanzprobleme, zu wenig Interessenten für den Pfarrerberuf: was derzeit die beiden großen Kirchen plagt, ist bei der Heilsarmee kein Thema. Die Freikirche feiert am 2. April in Baunatal bei Kassel ihr 125-jähriges Bestehen in Deutschland.

Autor/in:
Christian Prüfer
 (DR)

"Die Tendenz ist positiv", freut sich Annette Preuß, Offizierin für Öffentlichkeitsarbeit im Kölner Hauptquartier für Deutschland, Litauen und Polen. Allerdings gehöre man mit bundesweit rund 4.000 Mitgliedern auch eher zu den kleinen Freikirchen, fügte Preuß hinzu. Dank einer guten Jugendarbeit in den vergangenen fünf Jahren gebe es genügend junge Menschen, die gerne Offizier - was einem Pfarrer entspricht - werden wollten.



"Wir kümmern uns generell um Randgruppen"

Der Schwerpunkt der Heilsarmeearbeit hat sich in den vielen Jahren, die seit Gründung der Freikirche durch den Methodistenpfarrer William Booth in England im Jahr 1865 vergangen sind, nicht sehr geändert. "Wir kümmern uns generell um Randgruppen", sagt Preuß. In vielen Städten unterhält die Heilsarmee Suppenküchen, Wohnheime für Obdachlose und betreibt soziale Arbeit unter Obdachlosen und Prostituierten.



Das alte Motto "Suppe, Seife, Seelenheil" aus dem 19. Jahrhundert sei nach wie vor eine zutreffende Beschreibung. Dabei berücksichtige man die jeweilige Situation vor Ort, erläutert Preuß. Die Arbeit etwa in Hamburg erfordere ein anderes Profil als in einer Kleinstadt: "In Hamburg arbeiten wir vor allen Dingen abends und nachts."



Die Uniform bleibt

An der Uniform, von Anbeginn prägnantes Merkmal der Heilsarmee, werde man auch in Zukunft festhalten. "Außer in Deutschland ist es in keinem Land der Welt ein Problem, eine Uniform zu tragen", hält Preuß den Kritikern entgegen. Die dunkelblaue Uniform, an der sich auch der Rang des jeweiligen Trägers ablesen lässt, stehe für das Zeugnis des Evangeliums ebenso wie für den persönlichen Schutz.



"Stellen sie sich eine junge Frau vor, die auf dem Hamburger Kiez ohne Uniform arbeiten wollte. Das ginge ja gar nicht", sagt Preuß.

Durch die Uniform, zu der bei den Männern Krawatte und Mütze und bei den Frauen ein Hut gehört, seien die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter und ihr Auftrag klar erkennbar.



Heilsarmee in 124 Ländern präsent

International gibt es die Freikirche in mittlerweile 124 Ländern. Auch in Japan, das momentan unter den verheerenden Folgen der Erdbebenkatastrophe leidet, sind die "Soldaten Gottes" schon seit 116 Jahren aktiv. Derzeit seien dort drei Korps im Erdbebengebiet um die Stadt Sendai im Hilfseinsatz.



Am Samstag wird es auf dem Jubiläumsfestival in Baunatal, zu dem rund 700 Mitglieder und Freunde erwartet werden, einen Wechsel in der Leitung geben. Der Kommandeur für Deutschland, Litauen und Polen, Horst Charlet, werde nach sechs Jahren Dienst in diesem höchsten Amt verabschiedet. Auch seine Frau Helga, zuständig für die Frauenorganisation der Kirche, werde Ende Mai ihr Amt niederlegen.

Ihnen folgen das Ehepaar Patrick und Anne-Dore Naud, die diese Positionen im Juni übernehmen.