Caritasvertreter berichtet über schwere Gefechte vor Ort

Immer blutiger in der Elfenbeinküste

Der Konflikt in der Elfenbeinküste wird immer blutiger. "Die humanitäre Lage ist dramatisch", sagte ein Vertreter der Caritas Elfenbeinküste. Die Menschen in Abidjan verbarrikadierten sich in ihren Häusern.

 (DR)

In Abidjan, der größten Stadt des Landes, halten die Gefechte zwischen den Einheiten des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara und des scheidenden Präsidenten Laurent Gbagbo weiter an. Das berichtete der Leiter der Abteilung Entwicklung und menschliche Förderung von Caritas Elfenbeinküste, Jean Djoman, aus Abidjan. "Die Soldaten in den Kasernen in Abidjan scheinen Widerstand zu leisten. Es gibt keine Nachrichten über den Verbleib Gbagbos, seiner Familie und der Mitlieder seiner Regierung. Die Menschen schließen sich in den eigenen Wohnungen ein und gehen nicht mehr auf die Straße", so der Caritasvertreter im Interview mit dem Missionsdienst "Fides" am Freitag.



Caritasleiter in Abidjan von Entführern freigelassen

Eine positive Meldung gibt es jedoch aus der umkämpften Metropole. Der Leiter der Diözesanstelle der Caritas in Abidjan Pater Richard Kissi ist nach Angaben von Jean Djoman wieder freigelassen worden. Anhänger von Ouattara hätten den Pater am Dienstag verschleppt. Er wurde nach Verhandlung mit den Entführern am Donnerstag wieder freigelassen. "Sein Gesundheitszustand ist gut, er wurde von seinen Entführern nicht misshandelt", so Djoman von der Caritas.



Die Caritas hat in der ehemaligen Hauptstadt des Landes ihre Hilfsmaßnahmen vorerst eingestellt. "Die humanitäre Lage ist dramatisch, denn in Abidjan gab es bereits seit Wochen rund 30.000 Binnenflüchtlinge in verschiedenen Stadtteilen. Seit die Gefechte intensiver wurden, ist es nicht mehr möglich, diesen Menschen zu helfen, denn die Hilfskräfte können sich nicht mehr fortbewegen", erklärte der Caritasvertreter.



UN: Mehr als eine Million auf der Flucht

Auch an anderen Orten in der Elfenbeinküste habe sich die Lage zugespitzt. "Wir wissen auch, dass es in den Städten im Landesinneren, in der Mitte, im Westen und im Südwesten des Landes zahlreiche Flüchtlinge gibt", so Jean Djoman aus Abidjan.

In Duékoué, einer Stadt im Westen des afrikanischen Landes, sind nach Angaben des Roten Kreuzes mindestens 800 Menschen getötet worden. - UN-Generalsekretär Ban forderte den abgewählten Präsident Gbagbo erneut auf, die Macht an seinen gewählten Nachfolger Ouattara abzugeben.



Die UN beschuldigten am Freitag Anhänger von Alassane Ouattara schwere Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben. Die ehemaligen Rebellen hätten im Westen des Landes geplündert, geraubt und Menschen entführt, sagte ein Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte in Genf unter Berufung auf entsprechende Berichte. Ouattara kämpft gegen die staatlichen Truppen des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo und gewinnt immer mehr an Boden.



Das UN-Hochkommissariat forderte beide Konfliktparteien auf, von Racheakten abzusehen. Auch die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" rief dazu auf, Zivilisten zu schützen. Unbeteiligte dürften nicht zum Ziel der Auseinandersetzungen werden, appellierte die Organisation in Berlin. Gbagbo weigert sich seit den Wahlen Ende November, die Macht an Ouattara abzugeben. Mehr als eine Million Menschen ist nach UN-Angaben auf der Flucht.