Etappensieg für Ecuadors Präsident im Kleinkrieg mit der Kirche

Correa ärgert den Vatikan

Eine vermeintliche Formsache belastet derzeit die Beziehungen Ecuadors mit dem Vatikan. Staatspräsident Rafael Correa, praktizierender Linkskatholik mit langer katholischer Vita, will die von Rom ernannten Bischöfe künftig nicht mehr wie früher ohne weiteres in ihrem Amt bestätigen.

Autor/in:
Tobias Käufer
 (DR)

In Zukunft werde er nur noch dann zustimmen, wenn die Ernannten sich intensiv der Frage der sozialen Gerechtigkeit widmen, erklärte er. "In einer Region wie Lateinamerika ist die soziale Frage weitaus wichtiger als die Frage der Moral. Die tägliche Ungerechtigkeit, die wir in Ecuador und in Lateinamerika erleben, gilt es öffentlich zu machen", begründete Correa das Ende der bisherigen Praxis.



Der Hintergrund: Der Präsident stößt sich an der Neubesetzung des Apostolischen Vikariates in Sucumbios. "Wir wollen dieses Recht nicht nutzen", erläuterte Correa seine Veto-Absichten: "Aber wir werden es in Anspruch nehmen, wenn versucht wird, die soziale Arbeit in Sucumbios zu zerstören und durch eine fundamentalistische Sekte zu ersetzen, die vier oder fünf Jahrhunderte in der Vergangenheit lebt."



Diskriminierung durch Kirchenmitglieder?

Mit einem offenen Brief hatten im Februar kirchliche und soziale Organisationen eine Diskriminierung durch Kirchenmitglieder angeprangert, die seit altersbedingten Rücktritt von Bischof Gonzalo Lopez Maranon (77) im vergangenen Oktober die Leitung katholischer

Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen in der Region übernommen hatten. Insbesondere würden Frauen, Afro-Amerikaner, Indigene und Kinder als kulturlos diskriminiert, hieß es. Konkret richten sich die Vorwürfe gegen Vertreter der katholischen Vereinigung "Heraldos del Evangelio - Caballeros de la Virgen", die dem konservativen Flügel der Kirche zugezählt wird.



Die ecuadorianische Regierung kann nach eigener Lesart gegen die Ernennung eines Bischofs durch den Vatikan ein Veto einlegen. In der Vergangenheit war es allerdings Usus, dass die Regierung stets allen römischen Nominierungen zustimmte, ohne von ihrem formalen Recht Gebrauch zu brauchen.



Kein Vetorecht des Präsidenten

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Antonio Arregui Yarza, zeigt sich irritiert: "Es gibt kein Vetorecht des Präsidenten", meint er. Die Kirche treffe ihre eigenen Entscheidungen, unabhängig von der jeweiligen politischen Präferenz der amtierenden Regierung.



Doch der Vorstoß Correas - begleitet von entsprechendem Druck von der Kirchenbasis - zeitigte nun Erfolg: Anders als zunächst vorgesehen, soll nicht der Argentinier Rafael Ibarguren Schindler das Apostolische Vikariat in Sucumbios leiten. Der 58-Jährige, seinerseits mit den "Heraldos" verbunden, galt als fester Kandidat für die Nachfolge. Auch der Vorsitzende der Ecuadorianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Antonio Arregui von Guayaquil, hatte sich hinter ihn gestellt und sich zugleich dagegen verwahrt, die von Rom anerkannten "Heraldos" als "fundamentalistische Sekte" zu bezeichnen, wie es Präsident Correa tat.



Anstelle von Ibarguren soll jetzt - zumindest vorübergehend - Bischof Angel Polibio Sanchez Loayza (64) nach Sucumbios wechseln. Das wiederum ist auch ein geschickter Zug Roms: Der Oberhirte von Guaranda ist als Generalsekretär der Bischofskonferenz mit den politischen Fallstricken in der ecuadorianischen Gesellschaft bestens vertraut und somit in der Lage, die gespannte Atmosphäre nicht noch weiter aufzuheizen. Damit geht ein tagelanger öffentlicher Streit zu Ende - bis auf Widerruf.