Bischof Feige begrüßt Ergebnisse der Wahl in Sachsen-Anhalt

"Ich bin dankbar und froh"

Sachsen-Anhalt hat gewählt, klarer Wahlsieger ist die CDU, die Grünen schafften nach 13 Jahren den Sprung in den Landtag. FDP und die rechtsextremen NPD müssen draußen bleiben. Magdeburgs Bischof Gerhard Feige begrüßt im domradio-Interview den Ausgang der Wahl und mit 51% die recht hohe Beteiligung und hofft auf eine Weiterführung der großen Koalition.

 (DR)

domradio.de: Herr Bischof: Eine für Sachsen-Anhalt recht gute Wahlbeteiligung und keine NPD im Landtag, Grund zur Freude?

Bischof Feige: Aber selbstverständlich. Ich bin dankbar und froh, als ich gestern Abend gehört habe, wie die Wahl  ausgegangen ist. Es war uns ja prognostiziert worden, dass die Wahlbeteiligung nur bei 38% liegen sollte und so ist es für mich unheimlich erfreulich. Das ist jetzt noch keine sehr gute Zahl, wir hatten 1996 schon einmal ein Beteiligung von 71%, aber ich hoffe, wir können daran noch arbeiten.



Die leitenden Geistlichen in Sachsen-Anhalt hatten im Vorfeld der Wahl einen Aufruf an die Bevölkerung erlassen und darum gebeten, zur Wahl zu gehen. Das hat vielleicht auch noch einiges bewirkt. Aber besonders froh bin ich natürlich auch darüber, dass die NPD nicht in den Landtag gekommen ist. Ich glaube aber auch, dass noch keine Entwarnung gegeben werden kann. Denn es macht schon nachdenklich, dass in einigen Wahlkreisen die Stimmen für die NPD doch eine große Zahl erreicht haben und gerade unter Jugendlichen Wählern einige dabei sind. Ich meine, dass wir auch weiterhin daran arbeiten müssen ,das demokratische Bewusstsein in unserer Gesellschaft zu stärken.



domradio.de: Es läuft ja auf eine Fortsetzung der großen Koalition hinaus, begrüßen sie das?

Bischof Feige: Ich hoffe auch, dass das zustande kommt und mit mir hofft die Mehrheit der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt darauf. Gestern hörte ich, dass 56% der Menschen in Sachsen-Anhalt für die Fortsetzung einer solchen großen Koalition wären, und die Stimmen, die gestern zu hören waren, sprechen eigentlich auch dafür. Es könnte Sachsen-Anhalt auch eine gewisse Kontinuität gegeben, denn bei der letzten Regierung hat sich gezeigt, dass sie es doch vermocht hat, Sachsen-Anhalt nach vorne zu bringen, zu stabilisieren und auch eine gewisse Zukunft zu geben.



domradio.de: Die Bischöfe haben auch auf der Vollversammlung wieder zur Bewahrung der Schöpfung aufgerufen und Nachhaltigkeit gefordert. Wie bewerten sie daher die Rückkehr der Grünen in den Landtag nach 13 Jahren.

Bischof Feige: Sicher hat die Katastrophe in Japan mit dazu geführt, dass die Grünen ein so hohes Ergebnis einfahren konnten, denn traditionell haben sie hier in Sachsen-Anhalt nicht eine solche Bedeutung gehabt. Ich bin auch froh, denn ich glaube, dass die Grünen den politischen Diskurs durchaus bereichern werden. Wir haben verschiedene Gemeinsamkeiten in unseren Vorstellungen und Wünschen und Idealen. Ich habe vor einiger Zeit in unserem Bistum eine Fachkommission für Frieden und Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung eingerichtet, und unsere letzte Bistumwallfahrt stand unter dem Thema "Gottes Schöpfung - uns anvertraut". Das sind also Themen, die uns auch bewegen. Aber ich verhehle nicht, dass wir nicht in allem, vor allem was die bundespolitische Politik betrifft, einer Meinung sind. Aber in einer Demokratie muss halt auch gestritten und sich auseinandergesetzt werden.



domradio.de: Was sind die wichtigen Themen für Sachsen-Anhalt? Welche Rolle nimmt die Kirche ein?

Bischof Feige: Sicher sind es die traditionellen Themen: Senkung der Arbeitslosigkeit, Ankurbelung der Wirtschaft und auch der Versuch, dem demographischen Wandel, der ja hier sehr schnell vonstattengeht, positiver zu beeinflussen. Als Kirchen nehmen wir an den Problemen der ganzen Gesellschaft und Bevölkerung teil und es ist ja vielleicht bekannt, dass hier 80 bis 85% der Bevölkerung keiner Kirche und auch keiner anderen Religion angehören. Da nehmen dennoch an deren Problemen teil. Aber ich meine auch, dass wir in unserer Gesellschaft eine engagierte Wertedebatte führen sollten, gerade in unserer ostdeutschen Situation und da erhoffe ich mir, das die künftige Regierung sich mit engagiert.