Orient-Experte zur Lage in Libyen

"Der Vormarsch von Gaddafi ist zu weit fortgeschritten"

In Libyen stehen die Oppositionellen unter heftigem Beschuss von Gaddafis Truppen. Kann eine Flugverbotszone an der Situation etwas ändern? Der Orient-Experte Günter Meyer ist skeptisch. Im domradio.de-Interview beschreibt der Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt die Lage in dem Land und die Vorbehalte westlicher Länder vor einem militärischen Eingriff.

 (DR)

Außenminister Guido Westerwelle warnte vor den gravierenden Folgen einer vom Westen kontrollierten Flugverbotszone über Libyen. Deutschland und Europa könnten in einen "dauerhaften Krieg in Nordafrika" hineingezogen werden. "Wir wollen Frieden und Demokratie unterstützen, aber nicht durch unüberlegtes Handeln das Gegenteil, Krieg und weniger Demokratie, in den Ländern der arabischen Welt und Nordafrikas befördern."



Eine Flugverbotszone sei ein "ernster, militärischer Eingriff", erläuterte Westerwelle, dessen Folgen bedacht werden müssten. Die Regierung sei auch skeptisch und zurückhaltend, was die militärische Umsetzung einer solchen Zone betreffe. Er wolle nicht, dass Deutschland auf eine "schiefe Ebene" kommt, an deren Ende man dauerhafte Kriegs- und Bürgerkriegspartei in Nordafrika sei. Auch könnten dadurch die Freiheitsbewegungen geschwächt werden, indem die Aufstände als eine Intervention des Westens erschienen und nicht als eine Bewegung des Volkes.



Zudem sei nicht sicher, ob die Durchsetzung einer Flugverbotszone auch zum Erfolg führe. "Kommt nach der No-fly-zone eine No-drive-zone?", fragte Westerwelle. Deswegen sei es wichtig, durch "gezielte Sanktionen" den Druck auf Diktator Muammar al Gaddafi zu erhöhen. "Ziel ist es, dass dieser Diktator aus dem Amt kommt." Es könne für die internationale Gemeinschaft kein zurück geben zu einer Zusammenarbeit mit Gaddafi.