Erzbischof warnte schon 1980 vor der Kernenergie - und viele folgten

Kardinal Höffner als Vorbild

Die Regierung will die AKW-Laufzeitverlängerung nun aussetzen. Vorerst. Der damalige Kölner Erzbischof und Vorsitzender der Deustchen Bischofskonferenz, Joseph Kardinal Höffner warnte bereits 1980 vor den Gefahren der Kernenergie. Nach Tschernobyl forderte Höffner 1986 den Ausstieg aus der Kernenergie. Er war nicht der einzige Kirchenvertreter, der sich schon früh gegen die Kernenergie positionierte.

 (DR)

Höffner sagte damals in seinem Eröffnungsreferat vor der Deutschen Bischofskonferenz unter dem Thema "Mensch und Natur im technischen Zeitalter": "Geradezu katastrophal würde sich ein rücksichtsloses Vorantreiben der Kernenergie auswirken, wobei nicht nur an einen Atomkrieg, sondern auch an die Gefahren zu denken ist, die mit der Errichtung von Kernkraftwerken verbunden sind. Brüter, Wiederaufbereitungsanlagen und Atommüllablagerung drohen nicht nur die heute lebenden Menschen, sondern auch die Zukunft des Menschengeschlechtes zu gefährden."



Der Einwand, der Verzicht auf Kernkraftwerke führe für die Industriestaaten und für die Länder der Dritten Welt zu schweren politischen, sozialen und gesamtwirtschaftlichen Notständen, sei zwar ernst zu nehmen, aber, falls kein sicherer Betrieb der Kernkraftwerke garantiert werden kann, nicht letztlich entscheidend. Der Erzbischof forderte von der Wirtschaftspolitik, "Arbeitslosigkeit und Wirtschaftskrisen mit Maßnahmen zu überwinden, die nicht zu jenen katastrophalen, nicht mehr wiedergutzumachenden Schädigungen der Biosphäre und des Menschengeschlechtes führen." Die Deutschen Bischöfe folgerten: "Der Mensch darf nicht alles, was er kann."



Bischof Hanke: Gefährliches Spiel mit dem Feuer

"Nach Tschernobyl kann doch niemand mehr von einer umweltfreundlichen Energieerzeugung sprechen", sagte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke im Jahr 2009. "Der Mensch kann diese Technologie nie vollständig im Griff haben, Atomkraft ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer", so Hanke. Deshalb plädierte der für sein ökologisches Engagement bekannte katholische Bischof für einen schnellen und vollständigen Ausstieg aus der Kernkraft.



Auch der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken warnte schon 1986 vor der Kernenergie und setzte sich 2010 gegen die von der Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerung der deutschen Meiler ein. Sein Motiv: "Unsere Langzeitverantwortung. Das heißt eine Verantwortung gegenüber den nachkommenden Generationen in Hinblick auf Risiken, die wir hinterlassen. Die Verantwortung gegenüber der Schöpfung, die Frage der Umweltverträglichkeit. Es geht um mehr als Ökonomie und möglichst billige Energie für Wachstum. Es geht zentral um ethische Fragen."



Am Montag rief Glück in Bonn angesichts der bebenbedingten Explosionen in Japan erneut zu einem Umdenken auf. Die Katastrophe zeige, "dass unsere heutige Art zu leben nicht länger zukunftsfähig ist". Glück forderte eine "offene und ehrliche Debatte". Dabei dürfe es nicht nur um die Laufzeiten von Kernkraftwerken gehen. Auch die aktuelle Finanz- und Schuldenkrise ist nach Ansicht des ZdK-Präsidenten eine Aufforderung an alle gesellschaftlichen Kräfte, "eine zukunftsfähige Kultur zu entwickeln". Glück weiter: "Wir müssen uns fragen, was unser Leitbild ist und was wir jetzt dafür tun müssen."



EKD-Ratsvorsitzender Schneider fordert Ausstieg aus der Kernenergie

Angesichts der Nuklearkatastrophe in Japan fordert auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, den weltweiten Ausstieg aus der Kernenergie: "Eine Technik wie Atomkraft, die hundertprozentige Sicherheit erfordert, entspricht nicht dem Maß des Menschen", sagte Schneider der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montagsausgabe).



Die Menschen müssten im Umgang mit ihren Möglichkeiten und mit Technologie lernen, dass es Dimensionen gebe, "die sie vorsichtig handhaben oder von denen sie am besten ganz die Finger lassen", betonte Schneider, der auch Präses der rheinischen Kirche ist. Es dürfe in Deutschland keine Verlängerung der Laufzeiten geben. Schließlich gebe es abgesehen von dem technischen Risiko auch für die Lagerung von Atommüll noch keine Lösung.



Nach den Worten Schneiders beweisen zuverlässige Untersuchungen, dass der Ausstieg aus der Atomkraft machbar ist: "Falls dennoch eine Brückentechnologie zum Übergang ins regenerative Zeitalter vonnöten ist, dann gewiss nicht die Kernkraft." Die Katastrophe in Japan zeige, "dass wir auch mit einem Rest an Risiko nicht leben können", betonte der Ratsvorsitzende.