"Woche der Brüderlichkeit" eröffnet

Medaille für Kermani

Bei der zentralen Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" am Sonntag in Minden ist der deutsch-iranische Schriftsteller Navid Kermani mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet worden. Der Islamwissenschaftler Kermani ist der erste Muslim, der die Auszeichnung erhält.

 (DR)

Die "Woche der Brüderlichkeit 2011" steht unter dem Motto "Aufeinander hören - miteinander leben". Zu Beginn der Feierstunde im westfälischen Minden gedachten die Teilnehmer der Opfer der Erdbebenkatastrophe in Japan.



Mit der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille würdigt der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit "Kermanis intensive Auseinandersetzung mit der eigenen islamischen Religion, Kultur und Tradition, die er in ein nicht weniger intensives Gespräch mit dem Christentum und dem Judentum einbringt".



Der christlich-jüdische Dialog habe bei den Christen den Willen befördert, im jüdischen Glauben ihre Wurzeln zu sehen, "nicht nur einen Zweig am Stamm", sagte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Dies sei ein "historischer Fortschritt" gewesen. Mit der Auszeichnung Kermanis werde dieser Dialog "ein Stück" in Richtung eines Trialogs auch mit dem Islam erweitert. Kraft äußerte den Wunsch, "dass es in diese Richtung mit großen Schritten vorangeht."



Dass mit Kermani ein in Deutschland geborener Muslim mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt werde, sei auch ein Zeichen des Deutschen Koordinierungsrates, sagte der evangelische Präsident des Gremiums, Pfarrer Ricklef Münnich. "Die Muslime gehören zu Deutschland", erklärte Münnich. Ob es allen gefalle oder nicht, Deutschland sei ohne seine Muslime nicht mehr zu denken. "Weil die Muslime zu Deutschland gehörten, gehöre auch der Islam zu Deutschland", fügte der Theologe hinzu. Münnich rief auch zu einem stärkeren Austausch der Angehörigen der unterschiedlichen Religionen auf.



Der jüdische Publizist Sergey Lagodinsky betonte in seiner Laudatio, der Preisträger Kermani führe in seinem literarischen und wissenschaftlichen Werk "die Verwandtschaft der Weltreligionen vor Augen". Die "Normalität der Vielfalt" sei für Kermani "die einzig wahre und die einzig nötige", so Lagodinsky. Dabei stehe der Wissenschaftler zu seinen aufklärerischen Werten ebenso wie zu seinem islamischen Glauben.



In seinen Dankesworten zeigte sich Kermani besorgt über die Äußerung des neuen Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich (CSU), der Islam gehöre nicht zu Deutschland. "Wie sollen wir unseren Kindern erklären, dass Deutschland ihre Zukunft ist, wenn der Innenminister das Gegenteil erklärt?", fragte Kermani. Im Blick auf die demokratische Revolution in Ägypten äußerte der Preisträger die Hoffnung, dass sich nun "ein besseres Zusammenleben auch mit Israel entwickelt".



Die "Woche der Brüderlichkeit 2011" dauert bis zum 20. März. Die jährliche Aktionswoche wird von den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit seit 1952 ausgerichtet. Die Buber-Rosenzweig-Medaille wurde erstmals 1968, ebenfalls in Minden, verliehen. Die Ehrung erinnert an die jüdischen Philosophen und Pädagogen Martin Buber und Franz Rosenzweig.