Präses Schneider und Kardinal Meisner betonen Ökumene - Gebet für Japan

"Wir sind Brüder!"

Die Debatte um die PID hatte sie entzweit, nun betonen sie im domradio.de-Interview ihre Brüderlichkeit: Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner und der Vorsitzende der Evangelischen Kirche Deuschlands, Präses Nikolaus Schneider feierten am Samstag eine ökumenische Vesper und rufen zum ökumenischen Gebet für die Opfer der Erdbebenkatastrophe in Japan auf.

 (DR)

domradio.de: An diesen Abend der Ökumene, sind sie beide sich ein Stück näher gekommen?

Präses Schneider: Wir sind einander sehr freundlich verbunden und wissen auch mit den Grenzen, die wir so haben, freundlich umzugehen. Das ist ja auch öffentlich geworden. Ich denke, dass ist auch nötig, dass wir unsere Meinung klar sagen, das tut Kardinal Meisner und ich ja auch dann und wann. Ich bin dankbar für die wirklich brüderliche Art, in der das möglich ist. Wir sind uns sehr nah, wenn wir daran denken, dass wir in der großen christlichen Gemeinschaft auch mit denen verbunden sind, die unter der Not und Verfolgung und Diskriminierung leiden. Und da, wo wir den Märtyrern begegnen, begegnen wir Christus noch einmal in besonderer Weise. In dieser Verbundenheit führt uns geradezu Christus zusammen! Und das schafft wirklich Nähe.



domradio.de: Sehen Sie das auch so, Herr Kardinal?

Kardinal Meisner: Ja, wir haben das Vater unser zusammen gebetet und wenn wir gemeinsam Vater sagen, sind wir Brüder.

Präses Schneider: So ist es!

Kardinal Meisner: Da gilt nicht der Grundsatz: Willst du nicht mein Bruder sein, sondern da heißt es wirklich: Einer nehme sich um des anderen an, auch mit seiner Last und seinen Problemen, die er zu tragen hat. Für mich ist gerade in der Fastenzeit der Kreuzweg normativ und zwar der klassische Kreuzweg: Simon hilft Jesus, das Kreuz zu tragen. Er wird unter das Kreuz gezwungen, man geht nie freiwillig unter das Kreuz. So stelle ich mir das immer vor, wenn ich den Kreuzweg gehe: Der Simon hat immer über das Kreuztum geschimpft, darüber dass er das Kreuz tragen muss, da ist er ein paar Mal dem Herrn auf die Fersen getreten. Und hat sich dann gesagt, jetzt will ich dem armen Mann nicht noch mehr belasten. Und dann hat er nur noch auf den Herrn geschaut und hat das Kreuz über sich vergessen. Und wenn wir zusammen beten, dann treten wir unter das Kreuz Christi und da soll man nicht so sehr die Lasten sehen, sondern den Herrn, der uns stärkt und der uns eint.



domradio.de: Japan leider unter der Erbebenkatastrophe. Möchten Sie einen ökumenischen Gebetsaufruf starten?

Präses Schneider: Wir freuen uns über alle, die jetzt für die armen Menschen in Japan, die unter dieser furchtbaren Katastrophe leiden, beten. Wir freuen uns, wenn viele Gemeinden in ökumenischer Verbundenheit darum beten, dass es nun nicht noch größere atomar bedingte Katastrophen gibt.

Kardinal Meisner: Ich habe schon einen Gebetsaufruf an die Gemeinden geschickt. Wir haben ja seit 65 Jahren eine ganz intensive Partnerschaft zur Erzdiözese Tokio. Morgen werde ich sechs Professoren von der Sophia-Universität in Tokio empfangen und schon alleine deswegen fühlen wir uns mit Tokio verbunden. Wir haben ja auch jedes Jahr den Tokio-Sonntag, wo wir die Kollekte für die Katholiken in Tokio einsammeln.  Und es war gut, dass wir heute hier gemeinsam gebetet haben. Die aktuellen Nachrichten sind eine Klagelitanei, wo man nach jeder Nachricht sagen muss: Kyrie Eleison.