Explosion in japanischem AKW Fukushima 1 – Kernschmelze befürchtet

"Jetzt kann man nicht mehr viel tun – außer hoffen"

Es wäre der "größte anzunehmende Unfall", sagt der österreichische Greenpeace-Atomexperte Niklas Schinerl im Interview mit domradio.de. Und alles deutet darauf hin: Eine Explosion hat das japanische Atomkraftwerk Fukushima 1 zerstört – eine Kernschmelze droht.

 (DR)

Schinerl spricht dem Gespräch am Samstag (12.03.2011) über die hohe Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze und ihre Folgen: Eine Wolke mit radioaktiver Strahlung sei nun freigesetzt. Welche Folgen dies für die Menschen in der Umgebung habe, hinge von den Witterungsverhältnissen ab. Insgesamt sei die Lage "sehr bedrohlich" - von außen sei kaum mehr Hilfe möglich.



In Japan haben Erdbeben zu massiven Schäden an mindestens zwei Atomkraftwerken bei Tokio geführt. Medienberichten von Samstag zufolge droht durch einen Ausfall der Kühlsysteme eine Kernschmelze. Aus mindestens einem der Kraftwerke soll Radioaktivität entwichen sein. Die Regierung Japans verhängte erstmals einen "Atomalarm" und ordnete Evakuierungen in den betroffenen Regionen an.



Umweltschützer fordern AKW-Stopp

Unterdessen fordern Umweltschützer die sofortige Abschaltung von Atomkraftwerken weltweit. Auch in anderen Ländern könnten Naturkatastrophen zu massiven Schäden bei Atomanlagen führen, warnte der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) am Samstag in Bonn. Dazu kämen als Risiken die fehlende Atommüllentsorgung und Gefahren der Atomtransporte.



Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck verlangt eine Rückkehr zum Atomausstieg in Deutschland. "Ich will nicht mit einer so schlimmen Katastrophe Politik machen, aber gerade unter dem Eindruck eines solchen Risikos wünschen sich wohl alle vernünftigen Menschen ganz dringend, das es beim Ausstieg aus der nicht beherrschbaren Kernkraft bleibt", sagte der SPD-Politiker der "Leipziger Volkszeitung" (Montagausgabe). --
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Trotz des Risikos einer Kernschmelze in Japan besteht aus Sicht des Bundesumweltministeriums weiter keine Gefahr für Deutschland. An der Einschätzung, die Bundesumweltminister Norbert Röttgen am Freitagabend abgegeben hatte, habe sich nichts geändert, sagte ein Ministeriumssprecher am Samstagvormittag auf Anfrage.