Debatte um Islam-Aussagen von Friedrich geht weiter

"Vorsicht vor Reizworten"

Die Islam-Aussagen von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich sorgen weiter für Verstimmung. Der türkisch-islamische Verband DITIB warnt, die Integrationsdebatte werde "wieder auf einen Anfangsstatus zurückversetzt" - der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke vor verbaler Schärfe.

 (DR)


"Ich kann nur sagen, Vorsicht vor Reizworten, ob aus dem Mund deutscher Politiker bei ihrem Amtsantritt oder aus dem des Ministerpräsidenten der Türkei, der als Gast nach Deutschland kommt", sagte der Weihbischof am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Wir brauchen gerade heute einen "Wandel durch Annäherung"; Konfrontationen zerstören alles." Jaschke ist bei der katholischen Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog zuständig.



"Schlagworte schaffen Stimmung, verderben jedes vernünftige Gespräch und stören ein friedliches Zusammenleben", mahnte der Bischof. Natürlich gehörten die Muslime zu Deutschland. "Sie sind Bürger Deutschlands, prägen unser Land und müssen Verantwortung übernehmen", betonte er. Deutschland habe wie ganz Europa seine eigenen, vom Christentum bestimmten Traditionen, und Christen träten besonders für sie ein. Jaschke: "Ich erwarte mir Respekt von allen, auch von den Muslimen". Das Wort von einer Leitkultur sei jedoch unglücklich und verderbe jeden Dialog und Prozess zu guten Lösungen.



Schneider hält an Wulff fest

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, sagte der "Frankfurter Rundschau", er halte an dem fest, was er seinerzeit zur Rede von Bundespräsident Christian Wulff gesagt habe: "Durch den Glauben der Muslime in Deutschland ist auch der Islam da. Aber als organisierte Religion, als gesprächsfähiger Partner ist der Islam noch sehr am Anfang. Da muss er in der Tat noch richtig ankommen."



Unterdessen reagierte die Türkische Gemeinde in Deutschland skeptisch auf das Gesprächsangebot, das Friedrich nach seinen Äußerungen an die Muslime gerichtet hatte. "Wir sind offen für den Dialog, aber wir müssen abwarten, welchen Standpunkt der Minister tatsächlich vertritt", sagte ihr Vorsitzender Kenan Kolat der "Frankfurter Rundschau". Unter den islamischen Verbänden hätte Friedrichs Äußerung, es gebe keine historischen Belege für den Einfluss des Islam auf Europa, "große Enttäuschung" verursacht.