International Sorge um Menschenrechte in Pakistan

Der Nächste auf der Todesliste

Nach dem Mord an Pakistans Minderheiten-Minister Shahbaz Bhatti haben weitere kirchliche und politische Vertreter ihre Besorgnis über die Lage der Christen im Land bekundet. Die Indische Bischofskonferenz nannte das Attentat gegen den christlichen Politiker ein Symptom für die "traurigen Missstände in Pakistan".
Ein Vertreter der in Pakistan tätigen Missionsgesellschaft St. Columban beklagte einen wachsenden religiösen Hass, der von der muslimischen Mehrheit öffentlich gebilligt werde.

Autor/in:
Agnes Tandler
 (DR)

Aggression gegenüber dem Christentum werde in den zunehmend vom Islam geprägten staatlichen Schulen gefördert, sagte Robert McCulloch von den St.-Columban-Missionaren dem vatikanischen Pressedienst Fides am Donnerstag. Alle, die für eine Reform des umstrittenen Blasphemie-Gesetzes einträten, seien in Gefahr.



Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) äußerte Bestürzung über den Anschlag auf Bhatti. Generalsekretär Olav Fykse Tveit rief den pakistanischen Premierminister Yousaf Raza Gilani auf, "alle nötigen Maßnahmen zu ergreifen, um Schutz und Sicherheit für die christliche Minderheit in Pakistan und andere Minderheiten zu gewährleisten".



UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay sprach im Blick auf den Mord von einer "Tragödie für Pakistan". Die Regierung in Islamabad müsse "darüber nachdenken, wie sie wirksamer dem Extremismus begegnen kann, der die pakistanische Gesellschaft vergiftet".



Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warf Pakistan die Missachtung grundlegender Menschenrechte vor. Die Staatengemeinschaft reagiere zu kurzsichtig auf den Mord an Bhatti, wenn sie nur eine Bestrafung des Attentäters und einen besseren Schutz der Christen fordere, erklärte Ulrich Delius, Asienreferent der Organisation in Göttingen, am Donnerstag. "Pakistan muss das Blasphemie-Gesetz aufheben, damit grundlegende Menschenrechte religiöser Minderheiten endlich beachtet werden."



Zuvor hatte auch der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, den Anschlag aufs Schärfste verurteilt. Bhatti sei ein "Hoffnungsträger für die religiösen Minderheiten" und ein mutiger Verteidiger der Menschenrechte gewesen. "Es ist eine sehr schmerzliche Folge seiner festen Haltung und seines konsequenten Handelns, dass er dafür mit seinem Leben bezahlen musste", erklärte Schindehütte.



Shahbaz Bhatti, Minister für Minderheiten in Pakistan, war am Mittwoch in Islamabad auf offener Straße erschossen worden. Ein am Tatort zurückgelassenes Flugblatt verweist auf eine Dachorganisation militanter islamistischer Gruppen. Als Hintergrund der Tat gilt die Kritik des 42-jährigen katholischen Politikers am Blasphemiegesetz des Landes, das die Beleidigung des Islam und des Propheten Mohammed unter schwere Strafe stellt. Bhatti war das einzige christliche Kabinettsmitglied.