Papst betroffen über Erdbeben in Neuseeland

Bitte um barmherzige Liebe Gottes

Die Lage in Christchurch ist nach dem schweren Erdebeben vom Montag immer noch angespannt. Auf das große Beben folgten rund 24 kleiner Beben von einer Stärke von über 4 Grad auf der Richterskala. Dies macht die Bergungsarbeiten umso schwieriger - 300 Menschen werden noch vermisst. Der Papst zeigte sich heute betroffen und rief zum Gebet für die Opfer auf.

 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat seinen Schmerz über die Folgen des schweren Erdbebens in Neuseeland geäußert. Er sei betroffen über die Nachrichten von den Zerstörungen und die hohe Zahl von Opfern und bekunde seine Verbundenheit allen, die von der Tragödie und ihren Folgen betroffen seien, heißt es in einem von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichnetem Telegramm: "Empfehlen wir die Opfer und die ganze Bevölkerung von Christchurch der barmherzigen Liebe Gottes", betonte er laut Radio Vatikan in dem Schreiben an den Bischof der Erdbebenstadt, Barry Jones.



Der Nuntius von Neuseeland, Balvo Charles Daniel, berichtet im Interview mit Radio Vatikan über die Lage vor Ort: "Auch wenn die Menschen hier in Neuseeland nicht besonders gläubig sind, freuen sie sich sehr über die Worte des Papstes. Man schätzt, dass es etwa 200 Tote sind. Sie suchen hier noch immer nach Menschen, die unter den Trümmern verschüttet sind - es ist sehr schwer für die Helfer, in einige Gebäude reinzukommen, weil Einsturzgefahr besteht. Und die Kathedralen hier sind beide stark beschädigt."



Die örtliche Caritas habe bereits 25.000 neuseeländische Dollar für die Erdbebenopfer zur Verfügung gestellt, berichtet der Nuntius.



Auch in der Generalaudienz hat der Papst an diesem Mittwoch zum Gebet für die Opfer des Erdbebens in Neuseeland aufgerufen. Auf Englisch wies er auf das Ausmaß des Bebens hin und darauf, dass es bereits das zweite Beben innerhalb weniger Monate gewesen sei: "Ich denke ganz besonders an die Menschen, die durch diese Tragödie belastet sind. Wir wollen Gott bitten, ihr Leiden zu erleichtern und all diejenigen zu stützen, die den Opfern helfen. Ich bitte auch darum, dass wir gemeinsam für diejenigen beten, die ihr Leben verloren haben."



300 Vermisste unter den Trümmern

"Hilfstrupps aus sechs Ländern sind in Christchurch tätig und suchen dort nach Überlebenden unter den Trümmern", sagt P. Paul Shannahan (sm), Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Neuseeland. "Sieben Trupps suchen nach 300 Vermissten unter den Trümmern, insbesondere in den Geschäftsgebieten in Auckland. Große Sorge macht man sich auch um eine Klass mit japanischen Schülern, die in einer englischsprachigen Schule unterrichtet werden. Bisher konnten 75 Leichen geboren werden, darunter auch Menschen, die sich in der eingestürzten anglikanischen Kathedrale aufhielten. Über tausend Touristen haben beschlossen, ihre Ferien im Land abzubrechen, obschon das Beben nur den Süden des Landes betraf. P. Sha! nnahan bittet die Gläubigen in aller Welt vor allem um das Gebet für die Opfer des Bebens und die vielen Menschen die verletzt und traumatisiert wurden.

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Der Vorsitzende der Australischen Bischofskonferenz, Erzbischof Philip Wilson von Adelaide, wandte sich unterdessen in einem Beileidsschreiben an Bischof Barry Jones von Adelaide. "Mit tiefer Trauer verfolgen die australischen Bischöfe und alle Gläubigen des Landes die tragischen Ereignisse in Christchurch", heißt es in der Botschaft, "Die geographische Nähe unserer beiden Länder und die Solidarität, die wir in Momenten wie diesen Empfinden, führen dazu, dass wir großen Schmerz empfinden angesichts des Leides, das die Menschen in Christchurch getroffen hat. Wir wenden uns an Sie, indem wir unser Beileid zum Ausdruck bringen, in der Hoffnung, dass dies Frieden und Trost bringen möge. Wir beten für alle Einwohner von Christchurch und bitten den Herrn um seinen Beistand".



Spital evakuiert

Das grösste Spital von Christchurch, der 390.000 Einwohner-Stadt auf der Südinsel Neuseelands, musste aus Sicherheitsgründen evakuiert werden. Weil es nur noch Personen mit schweren Verletzungen aufnehmen kann, wurde die stillgelegte Fabrikhalle der Gesundkostfabrik, Sanitarium Health Food Company, im Vorort Papanui, von den städtischen Notfalldiensten als Triagezentrum für Verletzte in Betrieb genommen. Es werden dort Amputierte und Menschen mit Schnitt- und Quetschwunden versorgt.



"Wir haben das Glück, dass unsere Gebäude kaum beschädigt sind und sie der Bevölkerung in dieser Zeit der Verwüstung dienen können. Zu unserem Fabrikgelände gehört auch ein grosser Park mit einem Brunnen, von dem wir Trinkwasser beziehen können", sagte Pierre van Heerden, Geschäftsleiter der Sanitarium Health Food Company in Neuseeland.



Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe, ADRA Neuseeland und die Gesundkostfabrik, die der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehört, haben 1.1000 Bedürftigen in den Evakuierungszentren Getreideriegel und andere Esswaren, sowie Milch und Wasserflaschen zur Verfügung gestellt. ADRA arbeite eng mit den zivilen Behörden und der Heilsarmee zusammen und versorge die Erdbebenopfer, die in den drei oder vier Evakuierungszentren um Christchurch verteilt sind, mit erster Hilfe, erläuterte van Heerden.



Weniger vertikale, sondern mehr seitliche Bewegungen

Wie die Kommunikationsabteilung der Freikirche meldet, ist der Verkehr in Christchurch sehr eingeschränkt, da es in den Strassen teils grosse Risse gebe, sie durch die geborstenen Wasserleitungen überflutet seien und die Ampeln wegen dem Stromausfall nicht funktionierten. Brücken hätten sich angehoben, sodass die Verkehrsteilnehmer mit ihren Fahrzeugen auf den Fahrbahnen blockiert seien.



Der U.S. Geological Survey geht davon aus, dass das einminütige Erdbeben, mit einer Stärke von 6,3 auf der Richterskala, näher an Christchurch liegt, als das Erdbeben vom September 2010, mit einer Stärke von 7,2, das jedoch weit weniger Schäden verursachte. Es wird angenommen, dass das jetzige Erdbeben auch deshalb grössere Schäden zur Folge hatte, weil es weniger vertikale, sondern mehr seitliche Bewegungen ausgelöst habe.



"Im Moment ist es schwierig, Informationen über das Geschehen zu bekommen, da die Kommunikationskanäle zusammengebrochen oder überlastet sind", sagte Pastor Craig Gillis, Präsident der adventistischen South New Zealand Kirchenleitung.