Radio Vatikan feiert 80-jähriges Bestehen

"Habemus Radio!"

"Hört her, alle Völker": Mit diesem Weckruf begann vor genau 80 Jahren Radio Vatikan. Pius XI. weihte den Pioniersender in seinen Vatikanischen Gärten ein. Von Amharisch bis Vietnamesisch - über die Jahrzehnte ist der Sender zu einem Apparat mit rund vierzig Sprachen herangewachsen. Damals wie heute leiten Jesuiten Radio Vatikan.

Autor/in:
Agathe Lukassek
 (DR)

"Nie wieder Krieg... auf keinen Fall diesen Krieg am Persischen Golf!". Es war einer der dramatischsten Papstappelle, den Radio Vatikan in den vergangenen Jahrzehnten verbreitete. Am 16. Januar 1991 versuchte Johannes Paul II. im letzten Moment einen drohenden Waffengang zwischen Iraks Diktator Saddam Hussein und der gegen ihn angetretenen Koalition unter Ägide der USA zu verhindern.



Letztlich vergebens. An diesen Appell erinnerte Radio-Vatikan-Intendant Federico Lombardi bei der Feierstunde zum 80-jährigen Bestehen des Papst-Senders. Denn am jenem Tag trat der Jesuit seinen Dienst als Programmdirektor bei Radio Vatikan an.



Radio Vatikan: besondere Rolle in Konflikten

Der Papst-Appell machte dem Medienmann auf einen Schlag die Rolle und die Arbeitsweise von Radio Vatikan deutlich. Sehr schnell habe er verstanden, dass es nicht um seinen Kommentar gehe, sondern nur darum, was der Papst sage, erläuterte Lombardi. Immer wieder spielte Radio Vatikan gerade in Konfliktsituation eine ganz besondere Rolle.



Zu den berühmtesten Beispielen gehörte 52 Jahre vor dem Irakkrieg der Friedensappell von Pius XII. "Mit dem Frieden ist nichts verloren, aber durch den Krieg kann alles verloren gehen", drang die Stimme des Pacelli-Papstes am 24. August 1939 aus den Empfängern, um den Zweiten Weltkrieg abzuwenden.



Die erste Radiobotschaft sprach Papst Pius XI. am 12. Februar 1931

Begonnen hat die Geschichte des Papstsenders bereits im Februar 1929, vier Tage nach dem Abschluss der Lateranverträge. Der Erfinder der drahtlosen Wellenübermittlung und Nobelpreisträger Guglielmo Marconi kam in die Vatikanischen Gärten, um die Errichtung einer Radiostation vorzubereiten. Am 12. Februar 1931 sprach Papst Pius XI. die erste Radiobotschaft "an alle Völker und an die ganze Kreatur".



Nach Worten von Kardinal Giovanni Lajolo, dem Regierungschef des Vatikanstaates, war das Medium Radio jahrzehntelang die beste und oft die einzige Möglichkeit, die Botschaft von Glaube und Freiheit über Ländergrenzen hinaus zu tragen. Als "Stimme der Kirche zur Unterstützung der Unterdrückten" habe Radio Vatikan stets Sendungen in den Sprachen der Länder angeboten, die ihre Freiheit verloren hätten, sagte Lajolo bei den Feierlichkeiten. Inzwischen gibt es nach Angaben des Senders ein regelmäßiges Programm in 46 Sprachen, zusammengestellt von 355 Mitarbeitern aus 59 Ländern. Frauen machen heute ein Drittel der Belegschaft aus.



Papst-Events im Internet und auf Smartphones

Von Amharisch bis Vietnamesisch hat der Nutzer auf der Homepage www.radiovaticana.org die Wahl zwischen 38 Sprachen mit 15 verschiedenen Alphabeten. Man denke über weitere Sprachen nach, erklärt Programmdirektor Lombardi, denn die Verbreitung über das Internet sei recht kostengünstig und multimedial. In Zusammenarbeit mit dem Vatikanfernsehen CTV sind Papst-Events seit Weihnachten in Bild und Ton über die Webseite im Internet und auf Smartphones abrufbar. Das neue "Vatican Tic" mache mit einem Klick alle veröffentlichten Beiträge zu einer päpstlichen Veranstaltung sichtbar. Angesichts der Neuerungen spricht Lombardi statt nur von Radio lieber von einer großen Gemeinschaft, die auf alle möglichen Arten in der digitalen Ära kommuniziere.



Der Papst lässt sich diesen Dienst etwas kosten: Jährlich verschlingt sein Sender rund 25 Millionen Euro und macht damit einen der größten Einzelposten im Vatikan-Haushalt aus. Verglichen mit dem Etat öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten ist die Summe freilich gering und der Effekt groß: Der Name Radio Vatikan als einer der ältesten Sender ist weltweit bekannt. Und dessen Programm wird durch Wiederausstrahlungen katholischer Partnersender in aller Welt noch weiter getragen.

  

Ausstellung in den Vatikanischen Museen

So lässt sich Radio Vatikan in seinem Jubiläumsjahr feiern. Seit Freitag informiert ein Jahr lang eine Ausstellung im Eingangsbereich der Vatikanischen Museen über den Traditionssender. Die über vier Millionen erwarteten Besucher der Laokoon-Gruppe und Raffaels Stanzen können 2011 auch historische Übertragungsgeräte und von Päpsten benutzte Mikrofone sehen sowie Rundfunk-Botschaften von sieben Päpsten hören. Und auf Computerbildschirmen aktuelle Nachrichten der Webseiten des Senders mit der Botschaft "an alle Völker und an die ganze Kreatur" lesen.