Die Universität Eichstätt-Ingolstadt will ihren Interimspräsidenten halten

Vom Nothelfer zum Hoffnungsträger

An der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt steht die Neuwahl eines Präsidenten an. An sich eine Formsache - wäre es nicht schon der dritte Anlauf in vier Jahren. Doch diesmal sind die Verantwortlichen zuversichtlich. Der neue Optimismus hat einen Namen, der noch gar nicht auf der Kandidatenliste steht.

Autor/in:
Christoph Renzikowski
 (DR)

Vor eineinhalb Jahren holten die bayerischen Bischöfe Andreas Lob-Hüdepohl in höchster Bedrängnis aus Berlin als Interimspräsidenten an die KU. Zuvor waren zwei Ernennungen nach erfolgter Wahl gescheitert, hatte sich schon eine andere Übergangsleitung aufgerieben: Zeichen einer veritablen Führungskrise.



Der 50-jährige Moraltheologe mit der roten Lockenmähne ist in kurzer Zeit vom Nothelfer zum Hoffnungsträger avanciert. Am 30. September endet seine Beurlaubung durch die Katholische Hochschule für Sozialwesen in der Bundeshauptstadt, deren Rektor er zwölf Jahre war. Lob-Hüdepohl hätte nichts dagegen gehabt, an die Spree zurückzukehren, wo seine Frau lebt und arbeitet. Er hätte sich auch gern wieder stärker wissenschaftlich betätigt. Doch nun will man ihn in Eichstätt gar nicht mehr gehen lassen.



Über die Hälfte der rund 120 Professoren hat ihn in den vergangenen Wochen gebeten zu bleiben - schriftlich. Sieben der acht Dekane wollen ihn als ihren Kandidaten nachnominieren. Das Werben ist so heftig, dass der Adressat kaum umhin kann, ihm nachzugeben. Auch wenn er sich eine Entscheidung noch vorbehält. Und es noch vier andere Bewerber gibt.



Viel erreicht

Vieles ist dem quirligen Hochschulmanager in den vergangenen Monaten gelungen. Er hat Misstrauen und Kommunikationsdefizite abgebaut. Im komplexen Gefüge der Uni selbst und der Beziehung zu ihrem kirchlichen Träger sind Verbindlichkeiten gewachsen, denen er sich nur schwer entziehen könnte. Im Oktober stimmte der Hochschulrat dem Entwurf für eine neue Grundordnung zu. Ohne Enthaltung, was Lob-Hüdepohl durchaus mit Stolz erfüllt.



Zu seinem Auftrag an der Altmühl zählt eine Profilschärfung der KU. Wo manche Skeptiker Fremdbestimmung und kirchliche Indoktrination witterten, überraschte Lob-Hüdepohl mit seinem Verständnis von Katholizität. Denn dazu gehört etwa eine Stärkung der Mitbestimmung auch der Studierenden und des Mittelbaus - und zwar in einem breiteren Umfang als ihn das bayerische Hochschulrecht vorsieht. Die Zahl der studentischen Mitglieder im Senat etwa soll sich verdreifachen.



"Wir können nicht als katholische Universität von einem hehren Bildungsauftrag reden, Verantwortung predigen und den Studierenden gleichzeitig wichtige Lernfelder vorenthalten", sagt der Theologe. Mit dieser Positionierung kommt Lob-Hüdepohl gut an, nicht nur bei den jungen Leuten. Auch die bayerische Staatsregierung rechnet damit, dass er sein begonnenes Werk weiterführt.



Aufbruchstimmung

An der Universität ist Aufbruchstimmung eingekehrt. Sie wird offenbar auch dadurch nicht getrübt, dass der Träger ihr einiges zumutet, zum Beispiel die Bildung von Schwerpunkten in Forschung und Lehre, sogenannte Cluster. Im Endeffekt wird sich in den nächsten drei bis vier Jahren die Zahl der acht Fakultäten wohl halbieren. So steht es in einem Anfang Januar vom neuen Magnus Cancellarius, dem Münchner Kardinal Reinhard Marx, unterzeichneten "Eckpunktepapier für Zielvereinbarungen". Verteilungskämpfe sind absehbar.



Doch Lob-Hüdepohl ist zuversichtlich. Aus dem Feedback, das er erhält, spricht breite Zustimmung zu seiner Art des Führens. Selbst bewerben wollte er sich nicht um die Präsidentschaft. Nun sieht es danach aus, dass er von der Universität ins Amt getragen wird.