Kritik an kirchenkritischem Memorandum

"Sofort zur Evangelischen Kirche übertreten"

Das kirchenkritische Memorandum katholischer Theologen sorgt weiter für Kritik: Der Theologe und Psychiater Manfred Lütz schlägt vor, wer als Katholik die Forderungen teile, könne "sofort zur Evangelischen Kirche in Deutschland übertreten". In der Debatte um die Ehelosigkeit von Priestern verwahrt sich derweil der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke gegen Druck von außen.

 (DR)

Lütz sagte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", alle zwischen den Kirchen kontroversen Themen seien in den Forderungen im Sinne der evangelischen Lösung entschieden. Zur Begründung verwies der Theologe auf das Beispiel "einiger Anglikaner", die nicht mehr mit ihrer Kirche übereinstimmten und daraufhin zur katholischen Kirche übertraten.



Lütz kritisierte, durch ihre Erklärung werde nichts besser werden. Er warnte vor vertieften Spaltungen innerhalb der theologischen Fakultäten sowie innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz. Zudem würden die Menschen enttäuscht sein "von dem nicht enden wollenden innerkirchlichen Schlachtgetümmel". Der Psychiater sieht die Forderungen der Theologen durch "Macht und Machtlosigkeit" motiviert. Einerseits könnten Professoren "im Grunde tun und lassen, was sie wollen". Andererseits seien sie machtlos und würden "immer weniger ernst genommen". In den Medien, "überhaupt in keiner öffentlichen Debatte spielen sie noch eine wirkliche Rolle, da will man klare katholische Positionen, da will man möglichst einen Bischof".



Jaschke: Mit Druck kommen wir nicht weiter

Mit Blick auf die am Freitag veröffentlichte Erklärung von mittlerweile über Theologen, in der auch die Priesterweihe von Verheirateten gefordert wird, räumte Weihbischof Jaschke am Sonntag in Hamburg ein: "Diskussionen und Klärungen zum Zölibat sind notwendig. Mit öffentlichem Druck und in den Medien geführten Debatten kommen wir nicht weiter".



Der Weihbischof betonte, die Kirche dürfe sich nicht einem "Diktat von Mehrheitsmeinungen" unterwerfen; sie solle der "Versuchung zu einer billigen Anpassung" widerstehen. Der Zölibat müsse ein unbequemes wichtiges Zeichen der Freiheit für Gott und die Menschen bleiben. Jaschke wandte sich gegen ein "angepasstes Christentum "light"". Mit ihm mache sich die Kirche überflüssig und gebe sich der Lächerlichkeit preis.