Spannungen vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses

In Alarmbereitschaft

In Haiti ist es vor der erwarteten Bekanntgabe des Wahlergebnisses zu großen Spannungen gekommen. In der Hauptstadt Port-au-Prince patrouillierten verstärkt Blauhelme der UN-Friedensmission. Banken und Supermärkte schlossen, da sie offenbar Unruhen erwarteten. Entgegen früheren Ankündigungen gab die Wahlbehörde bis Mitternacht kein offizielles Endergebnis bekannt.

 (DR)

Zwei Radiostationen berichteten über Schüsse und Tote in mehreren Vierteln der Hauptstadt. Oppositionspolitiker forderten unterdessen eine komplette Neuwahl. Zudem schlugen sie eine provisorische Übergangsregierung ab dem 7. Februar vor, dem Ende der regulären Amtszeit von Präsident René Préval. Unterstützt werden diese Forderungen von mehreren Senatoren sowie zwölf Kandidaten, die im ersten Wahlgang unterlagen.



Unabhängige Wahlbeobachter kritisierten massive Manipulationen

Nach den chaotischen Wahlen Ende November erklärte die Wahlbehörde zunächst die Mitte-Links-Kandidatin Mirlande Manigat und den Regierungskandidaten Jude Célestin zum Erst- und Zweitplatzierten. Unabhängige Wahlbeobachter kritisierten jedoch massive Manipulationen zugunsten Célestins, Schwiegersohn von Präsident Préval. Die Regierungspartei zog vergangene Woche die Kandidatur Célestins zurück, zugunsten des Drittplatzierten Michel Martelly. Damit folgte sie einer Empfehlung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS). Célestins Anwalt erklärte jedoch, der Regierungskandidat werde sich nicht zurückziehen.



Vor dem Außenministerium demonstrierten Dutzende von Anhängern des 2004 gestürzten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide. Sie forderten dessen Rückkehr nach Haiti.



Bereits Mitte Januar kehrte der 1986 gestürzte Diktator Jean-Claude Duvalier nach Haiti zurück. In einem Interview gegenüber US-Medien wies er den Vorwurf der Tyrannei während seiner 15-jährigen Herrschaft zurück. Haitis Staatsanwaltschaft eröffnete gegen Duvalier ein Verfahren wegen Menschenrechtsverletzungen, Korruption und Bereicherung.



In Haiti sind nach dem Erdbeben vom 12. Januar 2010 immer noch schätzungsweise 800.000 Menschen obdachlos. Hinzu kommt eine Cholera-Epidemie, durch die bisher mehr als 4.000 Menschen starben.