Evangelische Kirche bei Präimplantationsdiagnostik gespalten

Zum Teil "auf einer Linie mit den Katholiken"

Landesbischof Johannes Friedrich sieht die evangelische Kirche in Bayern beim Thema Präimplantationsdiagnostik (PID) auf einer Linie mit der katholischen Kirche. Bei der PID nehme man dieselbe Haltung wie Kardinal Joachim Meisner ein, sagte Friedrich dem Münchner Kirchenradio.

 (DR)

Das gelte auch für andere evangelische Landeskirchen. "Wir sollten das Gemeinsame betonen und nicht das, wo es kleine Differenzen gibt", so Friedrich am Rande des Münchner Eröffnungsgottesdienstes zur Gebetswoche für die Einheit der Christen. Er halte es für wichtig, dass die Woche für das Leben weiterhin gemeinsam von evangelischer und katholischer Kirche gefeiert wird.



Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hatte am vergangenen Wochenende im domradio eine Aufkündigung der Zusammenarbeit bei der ökumenischen "Woche für das Leben" in Erwägung gezogen, da es an gemeinsamer Überzeugung in ethischen Fragen mangele. Die Uneinigkeit sei ein großer Rückschlag für die Ökumene, betonte Meisner. Der Erzbischof reagierte auf die Ankündigung des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, die Haltung zu Gentests an Embryonen in der evangelichen Kirche neu zu beraten. Der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten hält eine Anwendung der PID unter strengen Auflagen für denkbar. Die EKD hatte sich bereits 2003 für ein PID-Verbot ausgesprochen.



Drei Anträge im Bundestag

Bei der Präimplantationsdiagnostik werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor dem Einpflanzen in den Mutterleib auf Erbkrankheiten gentechnisch untersucht. Mit dem Verfahren, das eine Selektion der Embryonen ermöglicht und so die Weitergabe genetischer Erbkrankheiten verhindern soll, können aber auch das Geschlecht und weitere Merkmale untersucht werden. Derzeit wird über eine gesetzliche Neuregelung debattiert, weil der Bundesgerichtshof im Juli 2010 das bisherige Verbot gekippt hatte.



Im Bundestag wird es voraussichtlich drei Anträge zur PID geben. Eine Gruppe von Abgeordneten um Günter Krings (CDU) und Johannes Singhammer (CSU) fordert ein komplettes Verbot der PID. Eine zweite Gruppe um Ulrike Flach (FDP) und Carola Reimann (SPD) spricht sich für eine begrenzte Zulassung aus. Dieser Antrag entspricht inhaltlich am ehesten der Stellungnahme der Akademien. Die Abgeordneten Priska Hinz (Grüne) und René Röspel (SPD) wollen die Grenzen für die Zulassung von PID noch enger setzen als Flach/Reimann. Bislang hat nur die Gruppe Flach/Reimann einen Antragstext vorgelegt.