Türkei lehnt Rechtsstatus für katholische Kirche ab

Gedämpfte Hoffnungen

Die türkische Regierung hat der Forderung des Vatikan nach einem Rechtsstatus für die katholische Kirche eine Absage erteilt. Derzeit sei das nicht möglich, sagte Vize-Ministerpräsident Bülent Arinc. Auch für das griechisch-orthodoxe Patriarchat in Istanbul suche die Regierung eine Lösung, die "die Existenz des Patriarchates anerkennt, aber keine Rechtspersönlichkeit verleiht".

 (DR)

Christliche Kirchen in der Türkei beklagen seit langem, dass ihnen das Fehlen eines gesicherten Rechtsstatus viele Probleme bereite; dies gelte etwa beim Bau oder Erhalt von Kirchengebäuden. Für die Katholiken und Protestanten verweisen die türkischen Behörden auf den Vertrag von Lausanne aus dem Jahr 1923, der eine völkerrechtliche Grundlage der türkischen Republik darstellt. Nach Interpretation Ankaras erkennt der Vertrag nur Juden, Armenier und Griechen als nichtmuslimische Minderheiten an; alle anderen nichtmuslimischen Gruppen könnten daher auch heute nicht anerkannt werden.



Im Umgang mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchat in Istanbul weigert sich der türkische Staat, den Titel eines "Ökumenischen" Patriarchen anzuerkennen. Für Ankara ist Patriarch Bartholomaios I., das geistliche Oberhaupt von 300 Millionen orthodoxen Christen weltweit, lediglich Oberhirte der kleinen griechisch-orthodoxen Gemeinde in der Türkei.



Arinc bekräftigte zugleich, die Regierung wolle alles tun, damit das seit 40 Jahren geschlossene Priesterseminar der Orthodoxen auf der Insel Chalki bei Istanbul bald wieder geöffnet werde. Bestehende rechtliche Hürden sollten überwunden werden, sagte er. Arinc hatte Anfang Januar als höchster Regierungsvertreter seit 1952 das Patriarchat im Istanbuler Stadtteil Fener besucht und damit die Bereitschaft der Regierung unterstrichen, mehr für die christlichen Minderheiten zu tun.