Die Katholiken in Tunesien sorgen sich um die Zukunft ihres Heimatlandes

Demokratie: schwierig

Auch nach Amtsantritt des Übergangskabinetts bleibt die Lage in Tunesien angespannt. In der Hauptstadt Tunis kam es erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei. Die katholische Minderheit im Land blickt nicht zuletzt deshalb mit Sorge in die Zukunft.

 (DR)

Es sei noch nicht absehbar, ob sich das Land auf eine Demokratie zubewege, sagte Erzbischof Maroun Elias Lahham von Tunis am Dienstag (18.01.2011) dem römischen Pressedienst Misna. Bislang seien Demokratien in dieser Weltgegend "inexistent". Daher bereite es den Tunesiern Sorge, die ersten zu sein, die dies versuchten. Man werde aber bald sehen, ob die neue Regierung tatsächlich offen und demokratisch sei.



"Es gibt den Versuch, von einem autoritären Regime zu einem demokratischen Regime zu wechseln", führte Lahham aus. Offenbar übernähmen die weniger korrupten Ex-Mitarbeiter des gestürzten Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali nun die Verantwortung in der Exekutive. Aber das Problem sei, dass in den 23 Jahren unter Ben Ali kaum andere Führungspersönlichkeiten hochkommen konnten. Umso mehr seien baldige Wahlen notwendig.



"Wunsch nach Freiheit, der bewegt"

Zu Beginn der Demonstrationen in Tunesien sei es um Arbeitslosigkeit und hohe Lebenshaltungskosten gegangen, sagte Lahham. Aber schon am zweiten Tag habe sich gezeigt, dass politische Fragen im Vordergrund standen. "Mehr als wirtschaftliche Probleme, die in diesen internationalen Krisenjahren auch viele andere Länder betreffen, war es der Wunsch nach Freiheit, der die Tunesier bewegt", so der Bischof.



Von den 10 Millionen Bewohnern Tunesiens sind 21.000 Katholiken. Bischof Lahham (62), aus dem jordanischen Irbid stammend, war vor seiner Berufung nach Tunis 2005 Leiter des Priesterseminars des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem in Bet Dschallah. Sein Vorgänger in der tunesischen Hauptstadt war ein Landsmann: Der heutige Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal.