Joachim Wanke seit 30 Jahren katholischer Bischof in Erfurt

Evangelium auf Mitteldeutsch

Er ist einer der profiliertesten und dienstältesten Bischöfe Deutschlands. 30 Jahre steht Joachim Wanke jetzt an der Spitze des heutigen Bistums Erfurt. Am 17. Januar 1981 trat er die Nachfolge von Bischof Hugo Aufderbeck an.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Erst knapp zwei Monate zuvor hatte der damalige Berliner Bischof und heutige Kölner Kardinal Joachim Meisner Wanke in Erfurt die Bischofsweihe gespendet, damit er Aufderbeck als Weihbischof in der Leitung des damaligen Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen unterstützen konnte. Als Aufderbeck starb, kam Wanke mit 39 Jahren an die Spitze der Erfurter Ortskirche.



Das erste Jahrzehnt seiner Amtszeit verbrachte der in Breslau geborene und in Ilmenau aufgewachsene Beamtensohn unter der Herrschaft der SED. Bischof sein in der DDR - das bedeutete nach Wankes Worten vor allem, die katholische Minderheit in der "doppelten Diaspora" zwischen Protestanten und Atheisten zusammenzuhalten. Ein Wirken über die Kirchenmauern hinaus in die - staatlich verordnete - atheistische Gesellschaft war kaum möglich.



Dennoch rief Wanke immer wieder dazu auf, auch in dieser Situation "das Evangelium auf Mitteldeutsch zu buchstabieren". Mit der Bibel befasste er sich auch wissenschaftlich, war er doch vor seiner Bischofsweihe Professor für Exegese des Neuen Testaments am Philosophisch-Theologischen Studium in Erfurt.



Das Jahr 1989 erlebte der Bischof als Befreiung aus jenem "Getto", das die SED-Diktatur den Christen zugedacht hatte. Bis heute appelliert er an die Kritiker der Wende, das "Geschenk der Einheit und der neuen Freiheit dankbar anzunehmen". Zugleich bemühte er sich, den von vielen Ostdeutschen als "Schock" erlebten Verlust vertrauter Lebensumstände dem Westen verständlich machen.



Dem unverwechselbaren Beitrag der Kirche auch in der pluralistischen Gesellschaft Gehör zu verschaffen, ist Leitmotiv in Wankes Wirken. Immer wieder ermuntert er die Christen, ihren Glauben auch außerhalb der Gemeindemauern zu zeigen. Sein besonderes Talent, die christliche Botschaft pointiert auf den Punkt zu bringen, kommt ihm dabei zu Hilfe.



Unkonventionelle pastorale Angebote

Auch durch unkonventionelle pastorale Angebote macht der Bach-Liebhaber von sich reden. Sie sollen fern Stehenden den Weg in die Kirche leichter machen. Mit ihnen feiert er an Heiligabend ein "Mitternächtliches Weihnachtslob" im Erfurter Dom, und in seiner Bischofskirche wird ungetauften Jugendlichen auch eine "Feier der Lebenswende" als Alternative zur "Jugendweihe" angeboten.



In Wankes seelsorgliche Kompetenz setzen auch seine Amtsbrüder großes Vertrauen: Von 1998 bis 2010 leitete er die Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Seine Fähigkeit zum Ausgleich der Interessen bewies Wanke zudem in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), deren Vorsitzender er viele Jahre lang war.



Auch in die politischen Debatten schaltet sich der Erfurter Bischof immer wieder ein. So warnt er vor Gleichmacherei und Profillosigkeit in der Integrationsdiskussion. Europa müsse auch im Dialog mit anderen Kulturen am christlichen Menschenbild als seinem prägenden Fundament festhalten.



Spätestens beim Papstbesuch unter anderem im Bistum Erfurt wird Wanke im September wieder im Rampenlicht stehen. Benedikt XVI. zollte ihm bereits zum silbernen Bischofsjubiläum hohe Anerkennung: "Deinen Einsatz halte ich für um so lobenswerter, als Deine apostolische Aufgabe unter den ungünstigen Umständen jener Zeit durch viele Schwierigkeiten behindert wurde", schrieb der Papst in seiner Glückwunschbotschaft mit Blick auf Wankes Jahre als Bischof in der DDR.