Verteidigungsminister zu Guttenberg betont Rolle der Militärseelsorge

"Ein wunderbares Gefühl, Gottes Segen zu wissen"

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat am Donnerstagmorgen am Internationalen Soldatengottesdienst im Kölner Dom teilgenommen. Im Interview mit domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen betont der Minister die wichtige Rolle der Militärseelsorge, die für ihn eine entscheidende Säule ist. Und er spricht über seinen Glauben und die Bedeutung der Werte des christlichen Abendlandes für seine Armee.

Der Kardinal und der Baron der Herzen: Verteidigungsminister zu Guttenberg bedankte sich beim Kölner Erzbischof für die Ausrichtung des Soldatengottesdienstes / © Boecker
Der Kardinal und der Baron der Herzen: Verteidigungsminister zu Guttenberg bedankte sich beim Kölner Erzbischof für die Ausrichtung des Soldatengottesdienstes / © Boecker

domradio.de: Herr Minister, Sie haben sich gerade im Hohen Dom zu Köln in die Reihe der Soldaten eingereiht. Selten sind so viele Soldaten da, was ist das für ein Gefühl? Für Sie war es das erste Mal als Verteidigungsminister ...

zu Guttenberg: Es war das erste Mal, ich wäre von Herzen gerne auch schon im vergangenen Jahr gekommen, damals hat mich meine Frau vertreten. Es ist ein wunderbares Gefühl, Gottes Segen zu wissen über dem, was unsere Soldaten leisten, täglich leisten müssen. Viele von ihnen können natürlich heute nicht da sein, aber denen können wir eben auch unsere Gedanken schicken. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir diese Möglichkeit haben. Dankbar dem Erzbistum Köln, dankbar dem Kardinal.



domradio.de: Sie werden ja als Baron der Herzen bezeichnet, weil ihnen die Herzen zufliegen. Kann man überhaupt in einem solchen Gottesdienst sein eigenes Herz gen Himmel schicken, schlägt das Herz höher, wenn so viele Menschen beten? Oder bleibt man irgendwie doch immer offiziell? Ist man auch Christ, wenn man so einen Gottesdienst feiert?

zu Guttenberg: Ich glaube, man sollte sein Leben lang Christ sein und das Christsein nicht an irgendwelche Ämter binden, sondern das Christsein in Ämter einfließen lassen. Das sollte man weder verstockt machen noch in irgendeiner Form allzu zelebrieren, sondern in der ganzen Natürlichkeit leben.



domradio.de: Gerade jetzt in der Weihnachtszeit wird natürlich die Friedensbotschaft bei den Christen sehr groß geschrieben. Das sind Tage, an denen wir den Friedensfürsten feiern, wo das Jesuskind als wehrloses Kind in die Welt gekommen ist. Und wir wünschen uns auch im Gottesdienst alle den Frieden. Gleichzeitig, Sie haben es gerade angesprochen, sind Soldaten in Kampfeinsätzen, Sie haben das auch Krieg genannt, wie passt das zusammen?

zu Guttenberg: Es passt dahingehend zusammen, dass wir den Frieden mit aller Kraft versuchen zu erlangen und zu erreichen in Teilen dieser Welt, die von Kriegen und von Auseinandersetzungen geschüttelt, gebeutelt und immer wieder nahezu geprügelt sind. Und wo wir den Auftrag haben. Gleichzeitig wollen wir natürlich auch für den Frieden hier zu Hause sorgen, und das muss man manchmal fern der Heimat. Das ist nichts, was einem sofort die Freude ins Herz ruft, aber was ein Auftrag ist, den wir mit Verantwortung wahrnehmen.



domradio.de: Was sagen Sie denn den Demonstranten, die sagen: "Frieden kann man nie herbeibomben oder herbeischießen, sondern Frieden bedeutet eigentlich nach unserer Botschaft die Wange hinzuhalten"?

zu Guttenberg: Wenn es denn so wäre, dann würde es wohl gelingen. Aber es gelingt leider nicht, und von daher kann ein militärischer Einsatz immer nur Ultima oder Ultissima Ratio sein. Er muss mit Vernunft und Augenmaß eingesetzt werden. Die Armee, sie darf eine sein und sie muss eine sein, die an unsere Werte und unsere Grundgesetze gebunden ist und auch an die Werte des christlichen Abendlandes. Das ist etwas, worauf ich unglaublich viel Wert selbst lege, im Wortsinne. Und deswegen ist mancher hehre Wunsch einfach leider nicht Wirklichkeit geworden und muss sich auch an diesen Realitäten messen lassen.



domradio.de: Sie haben als Bundesminister in beachtlicher Zeit eine große Strukturreform auf den Weg gebracht. Wenn wir jetzt ein wenig dann in diesem Zusammenhang auf die Militärseelsorge schauen, welche Bedeutung kommt ihr in der neuen Struktur der Bundeswehr zu?

zu Guttenberg: Also, zum einen sind wir noch mitten in den Reformbemühungen, das wird auch noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Militärseelsorge ist für mich eine entscheidende Säule, und diese Säule muss auch weiterhin gestärkt sein und gestärkt werden. Sie ist für mich nicht wegzudenken. Deswegen wird sie eine entsprechende Rolle spielen, und ich werde mich auch persönlich sehr dafür einsetzen, dass sie eben das kann. Ich kann immer nur wieder sagen: Dass, was ich auch an Eindrücken in den Einsatzgebieten gewinne, ist, welche unglaubliche Bedeutung die Militärseelsorge dort, aber auch hier zu Hause, spielt. Wir wären Scharlatane, würden wir daran etwas ändern.



domradio.de: Abschließende Frage noch an den Christen Theodor zu Guttenberg. Die Kirche hat gegenwärtig viel zu kämpfen mit Image- und Vertrauensverlust. Braucht Kirche auch so etwas wie eine Strukturreform?

zu Guttenberg: Es ist nicht an mir, das zu beurteilen. Ich bin sozusagen ein Christ oder auch ein Kind meiner Kirche. Und es gibt immer wieder Momente und Punkte, wo ich auch meiner Kirche wünsche, dass sie immer auch sich selbst im Spiegel erblickt und schaut, was man besser machen kann. Ich glaube aber, das findet auch statt, es sind einige mutige Schritte gegangen worden, zumal unter diesem Papst derzeit. Und ich bin deswegen auch sehr zuversichtlich, dass auch die Kirche den Weg in die Zukunft nicht nur alleine am Modernismus ausrichtet, sondern auch Traditionen bewahren wird.