Koptische Christen auf der ganzen Welt feiern mit Trauer und Trotz

Weihnachten mit Sprengstoffhunden

Koptische Christen weltweit haben ihr Weihnachtsfest begangen. In Kairo selber "Gott sei Dank friedlich", berichtet Wolfgang Mayer von Hans-Seidel-Stiftung im Interview mit domradio.de über die zentrale Feier mit Papst Schenuda. Auch in Deutschland stand der Abend unter dem Eindruck des blutigen Selbstmordanschlags von Alexandria.

Autor/in:
Hendrik Maaßen
 (DR)

Denn für die Feierlichkeiten kursierten im Internet Anschlagdrohungen auch gegen koptische Gemeinden und ihre 6000 Angehörigen hierzulande. So blieben in der katholischen Kirche St. Theresia in Lehrte bei Hannover, wo die koptische Athanasious-Gemeinde ihre Gottesdienste feiert, zunächst viele Plätze leer. "Viele haben Angst, dass etwas passieren könnte", so der katholische Pfarrer von St. Theresia, Roman Blasikiewicz. Doch nach und nach nahmen immerhin knapp 100 der sonst an Hochfesten anwesenden 150 Gemeindemitglieder in der kleinen Kirche Platz. "Wir freuen uns heute über die Geburt von Jesus Christus - und das lassen wir uns auch nicht verderben", brachte es der Diakon der koptischen Gemeinde, Said Basta Badres, auf den Punkt.



Bereits vor der Messe hatten sich knapp 50 Menschen vor der katholischen Kirche eingefunden und Kerzen angezündet. Während des Gottesdienstes erinnerten zehn brennende Kerzen in einem Schneehaufen an die 23 Todesopfer aus der Silvesternacht. Daran gemahnte auch der deutlich sichtbare Polizeischutz, unter dem die Messe stattfand. Mehrere Einsatzwagen, auch Zivilstreifen, standen im Bereich der Kirche. Polizeibeamte gingen mit Taschenlampen um das Gotteshaus. Vor Beginn des Gottesdienstes hatte die Polizei bereits die Kirche mit Sprengstoffhunden durchsucht. Auf Einlasskontrollen der Besucher wurde allerdings verzichtet.



Zeichen der Verbundenheit

Die Drohungen hatten in dem ruhigen Wohngebiet im Osten Hannovers für Aufregung gesorgt. "Die Ordensschwestern nebenan haben Angst und machen keinem mehr die Tür auf", sagte Hans Skowronnek, Gemeindemitglied von St. Theresia. Dennoch freue er sich über die große Solidarität. "Dass so viele Kirchenvertreter gekommen sind, ist wichtig. Genauso wie die Lichterkette der evangelischen Gemeinde vor der Tür."



So nahmen als Zeichen der Verbundenheit mit den koptischen Christen unter anderen der Hildesheimer Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger, Regionaldechant Propst Martin Tenge und die evangelische Regionalbischöfin Ingrid Spiekermann am Gottesdienst teil.

Schwerdtfeger beteiligte sich an der Liturgie und brachte in einem Grußwort das tiefe Mitgefühl der Christen mit ihren koptischen Glaubensgeschwistern zum Ausdruck. "Die Gewalt darf in der Welt nicht das letzte Wort haben", fügte er im persönlichen Gespräch hinzu. Statt einer Predigt verlas der koptische Priester Nicodemos Eimakary aus Heidelberg einen Brief des koptischen Papstes Schenuda III, in dem das Kirchenoberhaupt die Gläubigen zur Besonnenheit aufrief. "Beruhigt euch und habt Vertrauen in Gott. Der Herr ist unser Wächter." Ähnlich verliefen auch die Gottesdienste in Höxter und Berlin.



Feier ohne Fest

Aus Respekt und in Trauer um die getöteten Christen in Alexandria verzichteten die Kopten in diesem Jahr auf das Fest im Anschluss an die Messe. "Wir können nicht fröhlich beieinandersitzen und feiern, wenn anderswo unsere Brüder sterben", sagte Said Basta Badres. Am Ende des gut dreistündigen Gottesdienstes dankte der Diakon sichtlich gerührt den Gästen. "Wir haben uns sehr gefreut, sie in unserer Mitte zu haben." Besonderen Dank sprach er Sicherheitskräften, Kirchenvertretern und Politikern aus.



Stellvertretend forderte die Beauftragte der CDU-Bundestagsfraktion für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Maria Flachsbarth, am Ende der Feier die gerechte Bestrafung von Christenmördern in Ägypten und freie Religionsausübung weltweit. "Es kann nicht sein, dass jemand, der in Deutschland Weihnachten feiern will, Angst um sein Leben haben muss." Flachsbarth kündigte an, sich in Kürze gemeinsam mit CDU-Fraktionschef Volker Kauder in Ägypten persönlich für die Religionsfreiheit in dem arabischen Land einsetzen zu wollen.