Kopten feiern Weihnachten und trauern um Opfer

Fest unter Schutz

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen feiern die rund 6.000 koptisch-orthodoxen Christen in Deutschland heute Weihnachten. Die aus Ägypten zugewanderten Kopten begehen das Weihnachtsfest nach orthodoxem Ritus am 6. und 7. Januar. Die Polizei hat für die Gottesdienste erhöhte Wachsamkeit angekündigt, nachdem im Internet Gewaltdrohungen aufgetaucht waren.

 (DR)

Aus Solidarität zu den koptischen Christen wollen führende deutsche Politiker am Donnerstagabend in Berlin an deren Weihnachtsliturgie teilnehmen. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe und der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir kündigten am Mittwoch in Berlin an, den um 19 Uhr beginnenden Gottesdienst der koptischen Gemeinde in Berlin-Lichtenberg zu besuchen.



Bischof Anba Damian, der dort traditionell den Festgottesdienst leitet, will diesmal demonstrativ nicht kommen, um den offiziellen Vertretern der ägyptischen Botschaft aus dem Weg zu gehen. Er wirft dem ägyptischen Staat Untätigkeit gegenüber radikalen Muslimen vor. Attentäter könnten sich zu Hass und Attentaten ermutigt fühlten, weil Gewalttaten gegen Christen nicht bestraft würden.



Kürzer als sonst

Wegen der Trauer um die bei dem Terroranschlag im ägyptischen Alexandria ermordeten 23 Kopten fällt der Gottesdienst allerdings kürzer aus als sonst, wie der Kopten-Seelsorger Pater Guirgis El Moharaki am Mittwoch auf Anfrage ankündigte.



Als Zeichen der Verbundenheit werde der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker am Donnerstagabend an der zentralen Weihnachtsliturgie der Kopten im westfälischen Kloster Höxter-Brenkhausen teilnehmen, teilte die Deutsche Bischofskonferenz mit.



Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, besucht am Donnerstagabend als Zeichen der Solidarität den Weihnachtsgottesdienst der Kopten in Düsseldorf. Wie die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte, will Schneider damit nach dem Anschlag auf koptische Christen in Ägypten ein Zeichen der Anteilnahme setzen. Bei dem Bombenanschlag auf ein koptisches Gotteshaus in Alexandria waren in der Silvesternacht mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen. An dem Weihnachtsgottesdienst wird nach Angaben des Zentralrats der Muslime in Deutschland auch dessen Vorsitzender Aiman Mazyek teilnehmen.



In einem Kondolenzbrief an das Oberhaupt der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, Bischof Anba Damian, warnte Schneider vor einer "Spirale der Gewalt". Auch wenn der Zorn der Kopten in Ägypten verständlich sei, sei Gewalt keine Lösung, betonte der Ratsvorsitzende der EKD. Der Anschlag in Alexandria sei ein schreckliches Beispiel dafür, dass weltweit immer mehr Christen verfolgt würden. Es müsse alles getan werden, um das Menschenrecht auf freie Religionsausübung in aller Welt durchzusetzen, forderte Schneider.



Die koptischen Weihnachtsfeiern in Deutschland werden in diesem Jahr deutlich kleiner ausfallen als zuletzt. Viele Gemeinden verzichteten als Zeichen der Trauer und aus Sicherheitsgründen auf Festessen nach der Weihnachtsliturgie. In einem Brief an die Kopten in Deutschland verurteilte der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, das Attentat von Alexandria erneut als "feigen und hinterhältigen Gewaltakt". In diesen Tagen erlebten die Christen des Nahen Ostens "sehr schwere Zeiten", so Zollitsch weiter. Ausdrücklich wolle er deswegen die tiefe Verbundenheit der katholischen Bischöfe mit den Kopten betonen.



Kopten gedenken bundesweit der Anschlagsopfer von Alexandria

Die koptischen Christen in Deutschland gedenken am Samstag mit einer zentralen Feierstunde in Frankfurt der Opfer des Terroranschlags auf eine christliche Kirche in Ägypten. Das ökumenische Gebet soll am Samstag um 16.00 Uhr in der Frankfurter Sankt-Markus-Kirche stattfinden. Bei dem Bombenanschlag auf ein koptisches Gotteshaus in Alexandria waren in der Silvesternacht mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen.



Zu der Trauerfeier in Frankfurt haben sich zahlreiche prominente Gäste angesagt. Geleitet wird der "Ritus für die Entschlafenen" vom Bischof der Koptisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian. Für die Deutsche Bischofskonferenz hat der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sein Kommen zugesagt. Auch die menschenrechtspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Erika Steinbach (CDU), sowie Vertreter der türkischen Muslime in Deutschland wollen als Zeichen der Solidarität an dem ökumenischen Gedenkgottesdienst teilnehmen.



Die koptische Gemeinde in Frankfurt zählt mit rund 1.000 Mitgliedern zu den größten in Deutschland. Nach Anschlagsdrohungen im Internet werden die Kirche und Gemeinderäume derzeit besonders bewacht; gleiches gilt auch für viele andere koptische Gemeinden.



Am Sonntag wollen zusätzlich die koptischen Gemeinden in ganz Europa der Opfer des Attentats auf die koptische Kirche in Alexandria gedenken. Geplant sind Gottesdienste und Kundgebungen in den jeweiligen Gemeinden ab 13.00 Uhr.