Sudans stimmt über Abspaltung des Südens ab

"Wunder, wenn es friedlich bleibt"

Kurz vor dem Referendum über die Unabhängigkeit des Südsudans hat der sudanesische Präsident Al-Baschir die Sudanesen zur Einheit aufgerufen. Bei einem Besuch im Süden des Landes versicherte der Staatschef, das Ergebnis zu akzeptieren. Angesichts der Vorgeschichte und der Waffen im Land wäre es ein Wunder, wenn es nach dem Referendum friedlich bliebe, sagte der Sudanexperte von Caritas International, Sebastian Sunderhaus im domradio.de-Interview.

 (DR)

Zu dem Referendum sind zwischen 9. und 15. Januar 3,9 Millionen Südsudanesen aufgerufen. Eine klare Mehrheit für die staatliche Unabhängigkeit gilt als sicher. "Wir haben der Selbstbestimmung des südlichen Sudans zugestimmt, nachdem uns klargeworden war, dass Einheit nicht mit Gewalt erreichbar ist", sagte Al-Baschir in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache. "Wir wollen immer noch die Einheit, aber wenn sich die Südsudanesen loslösen wollen, ist das willkommen", fügte er hinzu.



Der Präsident unterstrich seine Erwartung, dass das Referendum fair, transparent und friedlich verlaufen werde. Al-Baschir wird wegen Völkermords im westsudanesischen Darfur vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gesucht und ist deshalb international isoliert.



Westerwelle: "Entscheidender Wendepunkt"

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) bezeichnete die Volksabstimmung als "entscheidenden Wendepunkt" für das afrikanische Land. Er betonte die Bedeutung eines friedlichen Verlaufs des Referendums. "Das Votum der südsudanesischen Bevölkerung über ihre Zukunft muss akzeptiert werden", sagte er in Berlin. Der Afrika-Beauftragte des Auswärtigen Amts, Walter Lindner, wird am Donnerstag an Beratungen des UN-Sicherheitsrats zur Situation im Sudan teilnehmen.



Die Volksabstimmung ist Teil des Friedensabkommens von 2005, mit dem ein 22-jähriger Bürgerkrieg im Südsudan beendet wurde. In dem Konflikt zwischen der islamisch-arabisch geprägten Zentralregierung in Khartum und Rebellen im Süden, in dem mehrheitlich Anhänger afrikanischer Religionen und Christen leben, starben zwei Millionen Menschen.