Deutsche Regierung weist Kritik an Entwicklungshilfe für Ägypten zurück

Schwere Zeiten für Christen des Nahen Osten

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat nach dem Anschlag in Ägypten ihre Solidarität mit der koptischen Kirche erklärt. Zahlreiche Bischöfe wollen an Trauerfeierlichkeiten für die Opfer des Anschlags teilnehmen. Unterdessen will die deutsche Regierung an der bisherigen Entwicklungshilfe für Ägypten festhalten.

 (DR)

Erzbischof Zollitsch versichert tiefes Mitgefühl

"Christen des Nahen Ostens durchleben in diesen Tagen sehr schwere Zeiten ", erklärte der Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sprach dem Oberhaupt der koptischen Kirche in Deutschland, Bischof Anba Damian, sein tiefes Mitgefühl aus. "Die Nachricht über den jüngsten Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandrien habe ich mit großem Schmerz und tiefer Erschütterung aufgenommen. Ich kann diesen feigen und hinterhältigen Gewaltakt nur aufs Schärfste verurteilen." Zollitsch hatte bereits am Neujahrstag den Anschlag verurteilt.



Der Freiburger Erzbischof erinnerte an Aussagen von Papst Johannes Paul II. (1920-2005) in der katholischen Kathedrale von Kairo im Jahr 2000. Der damalige Papst habe schon damals die Verbundenheit zwischen der römisch-katholischen und der koptisch-orthodoxen Kirche in den Mittelpunkt gestellt.



Erzbischof Becker nimmt an Weihnachtsliturgie teil

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker will am Donnerstag an der zentralen Weihnachtsliturgie der Kopten im westfälischen Kloster Höxter-Brenkhausen teilnehmen. Bei dem für Samstag in Frankfurt geplanten ökumenischen Gebet für die Opfer in Alexandria werde der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zugegen sein.



Unterdessen hält die Bundesregierung nach dem Anschlag an der Entwicklungshilfe für Ägypten fest. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) wies Kritik an der deutschen Hilfe zurück. Bei dem Attentat in Alexandria mit mindestens 23 Toten habe es sich nicht um staatliche Verfolgung gehandelt.



Kopp: Keine gezielte Förderung einer Religionsgruppe

Niebel sagte im Südwestrundfunk, die ägyptische Regierung habe kein Interesse an solchen Terroranschlägen. Die Parlamentarische Staatssekretärin Gudrun Kopp (FDP) sagte, die deutsche Entwicklungspolitik richte sich konsequent an Menschenrechten aus. Eine gezielte Förderung einer Religions- oder Volksgruppe könne es nicht geben. Deutschland zahlt dem arabischen Land im Durchschnitt 64 Millionen Euro im Jahr.



Koptischer Bischof hatte deutsche Hilfe kritisiert

Kopp wies die Auffassung des koptischen Bischofs Anba Damian zurück, Christen werde Entwicklungshilfe vorenthalten. Der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland hatte beklagt, dass die staatliche deutsche Hilfe an islamische Organisationen in Ägypten fließe. "Wir werden von der Entwicklungshilfe so gut wie ausgeschlossen", sagte Damian der Tageszeitung "Die Welt" (Mittwochsausgabe).

Dem trat auch der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) entgegen. "Der EED unterstützt mit Mitteln des Bundesministeriums christliche Organisationen in Ägypten", sagte ein Sprecher des evangelischen Hilfswerks in Bonn. Die koptisch-orthodoxe Kirche erhalte derzeit 250.000 Euro pro Jahr für Projekte, ein koptisch-evangelisches Sozialwerk 500.000 Euro. Christen stellen etwa zehn Prozent der 80 Millionen Ägypter.