Merkel verurteilt Attentat auf Kopten

"Mit Abscheu und Entsetzen"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Anschlag auf koptische Christen in Ägypten scharf verurteilt. "Mit Abscheu und Entsetzen" habe sie die Nachricht von dem schrecklichen Anschlag auf eine Kirche in Alexandria vernommen, schrieb Merkel am Montag in einem Beileidstelegramm an den ägyptischen Staatschef Husni Mubarak. Die Bundesregierung verurteile aufs Schärfste den "barbarischen Terrorakt", bei dem Christen, aber auch Muslime ihr Leben verloren hätten.

 (DR)

Die Bundesregierung sei überzeugt, dass Mubarak alles in seiner Macht Stehende tun werde, um derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern, hieß es in dem Telegramm weiter. Bei dem Selbstmordanschlag nach einer Messe in Alexandria waren in der Silvesternacht mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt. Die Hintergründe der Tat sind unklar.



Länderpolizeien warnten



Sicher fühlen sich die koptischen Christen auch in Deutschland nicht. Ihr Bischof Anba Damian sagte, das Bundeskriminalamt habe koptische Priester gewarnt. Im Internet sei ein Plan im Umlauf, wonach in der Nacht auf den 7. Januar - dem koptischen Weihnachtsfest - Kopten Zielscheibe für terroristische Aktivitäten sein könnten. "Ich habe den Bundesinnenminister vier Stunden vor dem Terroranschlag in Alexandria davon in Kenntnis gesetzt", sagte Damian.



Das bestätigte das Bundesinnenministerium. Bereits an Silvester - also Stunden vor dem Anschlag in Alexandria - sei ein entsprechendes Schreiben im Ministerium eingegangen, sagte Sprecher Stefan Paris. Er präzisierte jedoch, dem Schreiben zufolge hätten Länderpolizeien die koptischen Gemeinden gewarnt - also nicht das Bundeskriminalamt. Die Bedrohung werde nun geprüft. "Wir arbeiten an diesem Sachverhalt", sagte Paris. Nach seinen Worten gibt es etwa 6.000 koptische Christen in Deutschland, größere Gemeinden gibt es unter anderem in Frankfurt am Main und Bitburg.



"So darf es nicht weitergehen"

Wegen des Anschlags forciert die Union nun die Debatte über die Verfolgung von Christen weltweit. "So wie es sich im Irak, in afrikanischen Ländern und jetzt in Ägypten darstellt, so darf es nicht weitergehen", sagte Unions-Fraktionschef Volker Kauder. Deutschland müsse Druck auf Ägypten ausüben.



Die CSU forderte eine Neuorientierung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. "Wir sollten unsere Entwicklungshilfe an der Frage ausrichten, ob in einem Land Christen vom Staat oder einer anderen Seite verfolgt werden", sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller. "Es kann keine finanzielle Unterstützung für Länder geben, in denen Christen ihre Religion nicht ungehindert ausüben können."



Keine Kürzung der Entwicklungshilfe

Eine Kürzung der Entwicklungshilfe für Ägypten von rund 190 Millionen Euro für dieses und nächstes Jahr kommt für die Bundesregierung aber nicht in Frage, wie ein Sprecher des Entwicklungsministeriums sagte. Es handele sich nicht um willentliche und systematische Menschenrechtsverletzungen. Regierungssprecher Steegmans betonte zudem, dass die Bundesregierung nicht "ein oder zwei Stellschrauben" zur Verfügung habe, um die Lage der Christen in der Welt zu verbessern. "Das ist eine Angelegenheit, die einen langen Atem benötigt."



Aus CDU und CSU wurden zudem Appelle an die Muslime in Deutschland laut, sich eindeutig von dem Anschlag zu distanzieren. CSU-Außenpolitiker Hans-Peter Uhl warnte dabei auch vor einem Übergreifen islamistischer Gewalt auf Deutschland.



Gemeinsame Trauerstunde der europäischen Kopten

Nach dem Anschlag planen die koptischen Christen in Europa für Sonntag eine gemeinsame Trauerstunde. Sie wollen sich um 13 Uhr zu Gebet und Kundgebung in ihren Gotteshäusern versammeln, um der Opfer in Ägypten zu gedenken, wie Anba Damian, Bischof der Kopten in Deutschland, am Montag in Höxter dem epd sagte. Gläubige anderer christlicher Kirchen seien ebenfalls dazu eingeladen, ihren Beistand und ihre Solidarität auszudrücken.