Domvikar Boss über Silvester als Meisners Geheimsekretär

Schlesische Wurst mit dem Erzbischof

Er ist der Geheimsekretär Joachim Kardinal Meisners: Domvikar Msgr. Oliver Boss. Im Interview erzählt er über sein Silvester mit dem Erzbischof und lüftet auch das größte Geheimnis: Gibt es zur Schlesischen Wurst Kölsch oder Wein?

 (DR)

Oliver Boss über sich selber: Geboren wurde ich am 19.12.1972 in Neuss, wo ich auch meine Kindheit und Jugend verbrachte und wo ich vor allem in meiner Heimatpfarre St. Konrad eine feste Anbindung fand. Allerdings bin ich nicht auf der "klassischen" Schiene über die Messdiener- oder die Jugendarbeit ins Pfarrleben hineingewachsen, sondern eher durch den sonntäglichen Messbesuch und nach meiner Firmung durch meinen liturgischen Dienst als Lektor.



Eine starke Prägung habe ich durch meinen damaligen Heimatpfarrer erhalten. Obwohl er bereits Anfang siebzig war, war er schon als Kommunionkind in seinem Unterricht und erst recht als Jugendlicher für mich eine besonders faszinierende Gestalt. Er war kein Mann der großen Worte und Taten, aber er war ein Priester, dem man bei jeder Begegnung anmerken konnte, dass er aus ganz tiefen Freundschaft und Liebe zu Jesus Christus heraus sein Priestertum lebte und dass es ihm zuerst darum ging, die Frohe Botschaft, die zum Fundament seines Lebens geworden war, auch an seine Gemeinde weiterzugeben.



Eines Tages traf es mich als Fünfzehnjährigen völlig unvermittelt, als mich mein Pastor ansprach und mich fragte, ob ich nicht schon einmal daran gedacht hätte, vielleicht Priester zu werden. Ich war geschockt und erfreut zugleich. Einerseits freute ich mich über diese direkte Anrede, weil dieser Gedanke in der Tat schon einmal in mir aufgekommen war, andererseits erschreckte mich dieses Amt mit seiner großen Verantwortung und den nicht wenigen Verpflichtungen. Doch ab jetzt konnte ich nicht mehr anders: Von da an musste ich mich mit dieser Frage auseinandersetzen, zunächst allein und im Gespräch mit Gott, dann mit meinen Eltern, dann mit Freunden und nicht zuletzt mit anderen Priestern.



Bis zum Abitur war ich eher hin und her gerissen. Mal dachte ich gar nicht mehr daran, dann wieder kam der Gedanke, Priester zu werden, drängend in mir hoch. Mein Heimatpfarrer, der mittlerweile im Ruhestand in einer anderen Pfarrei lebte, begleitete diesen Weg weiterhin mit. Ihm verdanke ich in dieser Hinsicht wirklich sehr viel.



Kurz vor meinem Abitur 1992 hatte ich mich dazu entschlossen, das Theologiestudium in Bonn mit dem Ziel Priester aufzunehmen. Von den zehn Semestern Theologie habe ich außer in Bonn zwei Semester in Rom und eins in Freiburg im Breisgau studiert. Das war für mich eine wichtige und unersetzliche Zeit meiner Berufungsfindung.



Bei meiner Priesterweihe am 11. Juni 1999 durch Erzbischof Joachim Kardinal Meisner im Hohen Dom zu Köln war ich der Jüngste von uns zehn Weihekandidaten; alle anderen hatten vor oder nach dem Studium noch etwas anderes gemacht, um ihre Berufung zu prüfen.



Meine ersten Erfahrungen in der Seelsorge durfte ich in der Pfarrei Kreuzerhöhung in Wissen an der Sieg sammeln. Hier habe ich meine Zeit als Seminarist, Diakon und Neupriester im Vorbereitungsdienst verbracht.

Im Sommer 2000 wurde ich vom Erzbischof zum Kaplan an St. Audomar und St. Maria Königin in Frechen ernannt. Hier hatte ich die normalen Aufgaben eines Kaplans zu erfüllen, insbesondere die Jugend-, vor allem die Messdienerarbeit, aber auch die Erstkommunionkatechese lagen mir sehr am Herzen. Mit einer Gruppe Jugendlicher nahm ich 2003 am Weltjugendtag mit Papst Johannes Paul II. in Toronto teil, was uns allen einen großen Auftrieb und Vorfreude auf den Weltjugendtag bei uns in Köln brachte.



Gerade in die Bildung eines fitten Kernteams für die Frechener Gemeinden ereilte mich der Ruf unseres Erzbischofs, ab Februar 2004 die Aufgabe des Erzbischöflichen Kaplans und Geheimsekretärs zu übernehmen. Das bedeutete für mein priesterliches Selbstverständnis eine große Herausforderung, war ich doch nun völlig aus der pastoralen Arbeit herausgenommen und eher in eine Verwaltungstätigkeit hineingerufen. Die Umstellung war für mich nicht leicht. Dennoch erfüllte mich auch diese neue Aufgabe mehr und mehr mit Freude. Neben der Schreibtischtätigkeit (Terminplanung, Briefe entwerfen und beantworten, Koordination etc.) gehört die Begleitung des Erzbischofs als Zeremoniar bei seinen zahlreichen Gottesdiensten (mit Ausnahme des Kölner Doms, wo es natürlich einen eigenen Domzeremoniar gibt!) und ebenso die Begleitung auf seinen nicht wenigen Reisen im In- und Ausland zu meinen Hauptaufgaben.



Highlights waren dabei die Begleitung des Herrn Kardinal zur Beisetzung von Papst Johannes Paul II. und zum Konklave in Rom 2005 und die Beherbergung des Heiligen Vaters beim Kölner Weltjugendtag. Schon seit 2004 bin ich nebenbei Rector ecclesiae der Kapelle im St. Maria Seniorenhaus in der Schwalbengasse, wo ich zumeist einmal in der Woche die heilige Messe feiere.



Seit Dezember 2008 bin ich auch Domvikar am Hohen Dom zu Köln, eine Aufgabe, die mich mit großer Freude erfüllt, da ich auf diese Weise in Messfeier, Predigt, Beichtdienst und Mitarbeit in der Messdienerarbeit wieder seelsorglich tätig sein kann. Das lässt sich mittlerweile mit meiner Hauptaufgabe gut verbinden. Und überraschender Weise hat mich der Heilige Vater zum "Kaplan Seiner Heiligkeit" mit dem Titel "Monsignore" ernannt.










Quelle:
DR