Christen in Indien fürchten Hindu-Gewalt

Weihnachten in Angst

Die Christen im indischen Orissa sehen dem Weihnachtsfest mit Angst entgegen. Eindringlich hätten Christen an die Regierung des Bundesstaates appelliert, Polizeieinheiten zu ihrem Schutz abzustellen, meldet die asiatische katholische Nachrichtenagentur Ucanews. Die Angst vor Übergriffen ist berechtigt, sagte Menschenrechtsexperte Otmar Oehring vom Missionswerk missio im domradio.de-Interview.

 (DR)

Radikale Hindu-Organisationen hatten zum dritten Jahrestag des Todes von Hindu-Führer Khageswar Mallick zu Demonstrationen aufgerufen. Aus mehreren Teilen Indiens wurden in den vergangenen Wochen Übergriffe auf Christen und christliche Gotteshäuser gemeldet. Zuletzt hatten am Wochenende Fundamentalisten in Bombay (Mumbai) jugendliche christliche Weihnachtssänger zusammengeschlagen und wegen Beleidigung von Hindus der Polizei übergeben. In einer Pfarrei im Bundesstaat Madhya Pradesh wurde ein Missionar bei seiner Heimkehr von maskierten Männern verprügelt und schwer verletzt.



Im Bundesstaat Karnataka wurden Kaffeepflücker beim gemeinsamen Gebet zusammengeschlagen und zur Polizei gebracht. Mehrere Kirchen wurden überfallen, liturgische Gegenstände und Heiligenfiguren beschädigt. "Diese Vorfälle wirken sporadisch und vereinzelt", sagte der Sekretär der christlichen Organisation CSF in Bombay, Joseph Dais, auf Anfrage: "Doch es steckt ein deutliches Muster dahinter. Vielleicht ist es ihre Art, uns Weihnachtsgrüße zu schicken."



Versteckte Agenda

Der Sprecher der katholischen Indischen Bischofskonferenz CBCI, Babu Joseph, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Neu Delhi: "Wir haben Gründe zu der Annahme, dass es eine versteckte Agenda für solche Gewaltausbrüche gibt." In den vergangenen Jahren habe es vor christlichen Festen immer wieder solche Vorfälle gegeben.



Hindu-Führer Mallick war an Weihnachten 2007 unter ungeklärten Umständen ermordet worden. Hindu-Organisationen machten damals Christen für die Tat verantwortlich. In der Folge kam es zu einer sieben Wochen dauernden Welle der Gewalt gegen Christen. Laut Ucanews kamen damals drei Menschen ums Leben; auf 750 Häuser und 115 Kirchen wurden Brandanschläge verübt.



Zu noch blutigeren Übergriffen radikaler Hindus kam es im August 2008 nach dem Mord an dem rechtsgerichteten Hindu-Führer Swami Lakshmanananda Saraswati. In einem Bekennerschreiben hatte eine militante maoistische Organisation die Verantwortung für die Bluttat übernommen; dennoch richtete sich die Wut in Orissa gegen Christen.