Film zu Trappistenmord in Algerien nun auch in deutschen Kinos

Am Anfang ist noch alles in Ordnung

Fünf Jahre nach dem Überraschungserfolg von "Die Große Stille" über das Leben im Kartäuserkloster steht wieder ein Film über einen strengen Mönchsorden im Blickpunkt. Doch diesmal geht es nicht nur um Gebet und Arbeit, es geht um einen der spektakulärsten Morde an christlichen Ordensleuten der letzten Jahrzehnte.

Autor/in:
Christoph Lennert
 (DR)

Der Film "Des Hommes et des Dieux" ("Von Menschen und Göttern") von Xavier Beauvois, der in Cannes den "Großen Preis" der Jury erhielt, sorgte bereits in Frankreich für Furore. Über drei Millionen Franzosen sahen den Film, der ab Donnerstag (16. Dezember) nun auch in deutschen Kinos läuft.



Der Film habe in Frankreich ein ungewöhnliches Publikum gefunden, hieß es dort in den Medien. Ältere Menschen, Ordensleute, ein breiter Querschnitt der Gesellschaft, der sonst nicht oft den Weg in die Kinos finde. Auch Präsident Nicolas Sarkozy ließ sich den Film vorführen. Das Werk soll zudem als Frankreichs Beitrag für den Wettbewerb um den Oscar für den besten ausländischen Film gezeigt werden.



Bis heute nicht aufgeklärt

Beauvois" Film greift einen wahren Fall auf; die Entführung und Ermordung von sieben Trappistenmönchen im Jahr 1996. Das Verbrechen ist bis heute nicht restlos aufgeklärt. Die französische Justiz ermittelt weiter: Erst im vergangenen Winter erhielten die zuständigen Ermittlungsbehörden in Paris Dokumente, die zuvor dem Militärgeheimnis unterlagen. Mittlerweile gilt es als denkbar, dass die französischen Trappistenmönche von der algerischen Armee getötet wurden, nicht aber von ihren muslimischen Entführern. Staatspräsident Sarkozy machte den Weg frei für die neuen Untersuchungen, indem er die Aufhebung des Militärgeheimnisses für das Dossier anordnete.



Was sich in jenem Frühjahr 1996 wirklich zugetragen hat, bleibt weiter offen. Sicher ist: Ende März wurden Prior Christian-Marie de Cherge und sechs seiner Mitbrüder aus dem Kloster "Notre Dame d"Atlas" im algerischen Tibehirine entführt. Ende Mai wurden ihre abgetrennten Köpfe bei Medea gefunden. Die Opfer waren zwischen 45 und 82 Jahre alt. Die Regierung machte die "Bewaffnete Islamische Gruppe" (GIA) für die Tötung der Mönche verantwortlich. Die GIA terrorisierte mit Anschlägen nicht nur Andersgläubige, sondern das ganze Land.



Dass die GIA die Mönche entführt hatte, daran gibt es keinen Zweifel. Ob sie aber wirklich auch für ihren Tod die Verantwortung trägt, bezweifeln manche. Unter ihnen vor allem General Francois Buchwalter (65), von 1995 bis 1998 Militärattache an Frankreichs Botschaft in Algier. Nach seiner im vergangenen Jahr veröffentlichten Version hat eine algerische Hubschrauber-Einheit die gekidnappten Mönche "irrtümlich" getötet. Seine Informationen habe er von einem befreundeten algerischen Offizier, dessen Bruder 1996 den Einsatz kommandierte. Die Piloten hätten im Atlasgebirge ein vermeintliches Terroristennest beschossen, in dem Biwak befanden sich jedoch die Trappisten.



Film endet vor den Morden

Ihr Tod sei dann der GIA in die Schuhe geschoben worden, um das militärische Vorgehen gegen diese zu rechtfertigen. Algier und Paris seien übereingekommen, es im Interesse der bilateralen Beziehungen bei dieser offiziellen Version zu belassen. Im Film spielt all das keine Rolle. Beauvois" Streifen endet, bevor die Mönche getötet werden. Was er erzählt, ist die Geschichte davor.  Er zeigt, wie sich das friedliche Zusammenleben der Menschen im Angesicht der terroristischen Bedrohung verändert - und massiven Schaden nimmt.



Am Anfang ist noch alles in Ordnung. Die Ordensleute behandeln in ihrer Krankenstation die arme einheimische Bevölkerung, treffen sich mit muslimischen Geistlichen, alle behandeln einander mit Respekt.  Als sich die terroristische Bedrohung verschärft, lehnen es die Trappisten ab, ihr Kloster unter Militärbewachung stellen zu lassen.  Auch eine Heimreise nach Frankreich kommt für sie nicht in Frage.  Von dem Film gehe die Botschaft aus, dass das Leben stärker sei als Tod, urteilte die Französische Bischofskonferenz.