50 Staaten beraten beim Klimagipfel über Schlussdokument

Ringen um zwei Grad weniger

Verhandlungen unter Hochdruck: Beim UN-Klimagipfel im mexikanischen Cancún ringen die Teilnehmerstaaten um Fortschritte im weltweiten Klimaschutz. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) mahnte, die Staatengemeinschaft müsse ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen. Der Gipfel endet am Freitag.

 (DR)

In einer symbolischen Aktion setzte Greenpeace in Cancún die New Yorker Freiheitsstatue, das indische Taj Mahal und den Pariser Eiffel-Turm unter Wasser. Nach einer Studie des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung wird der Meeresspiegel bei einer Erderwärmung um 1,5 Grad Celsius bis zum Jahr 2250 um rund 30 Zentimeter steigen. In Cancún wird über eine Begrenzung des Temperaturanstiegs um zwei Grad verhandelt.



Der frühere CDU-Bundesumweltminister Klaus Töpfer unterstrich die Dringlichkeit, entschlossen gegen den Klimawandel vorzugehen.



Töpfer: Bis zu eine Milliarde Menschen hat nicht genug zu essen

"Bereits gegenwärtig leiden bis zu einer Milliarde Menschen auf dieser Welt unter Hunger, Unterernährung und Fehlernährung", sagte der ehemalige Chef des UN-Umweltprogramms, der derzeit Vizepräsident der Deutschen Welthungerhilfe ist. Gelinge es nicht, den Klimawandel zu stoppen, könne die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung nicht gesichert werden.



Beratungen in kleinen Kreisen hatten beim gescheiterten Klimagipfel vor einem Jahr in Kopenhagen für Unmut gesorgt. Mit Blick auf Befürchtungen, dass auch in Cancún der Großteil der 194 Länder in der Schlussphase ausgeschlossen werden könnte, versicherte der mexikanische Klimabeauftragte Luis Alfonso de Alba: "Der Verhandlungsprozess ist transparent." Die informellen Gespräche der 50 Minister könnten auch von anderen Regierungsvertretern verfolgt werden. Nur Bolivien lehnt nach Angaben Albas dieses Verfahren ab.



Röttgen fordert Staaten Zusagen einzuhalten

In seiner Rede vor den Delegierten der Konferenz sagte Röttgen: "Hier in Cancún müssen wir beweisen, dass wir entschlossen und fähig sind, multilateral zu handeln." Die Vereinten Nationen seien das Forum, in dem Regeln für Klimaschutz vereinbart werden sollten. Er forderte die Industrie- und Schwellenländer auf, ihre bisherigen Zusagen zur Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes transparenter und verbindlicher zu machen.



In einem zweiten Schritt müsse ausgelotet werden, wie die Beiträge einzelner Staaten aufgestockt werden könnten, um die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Der Grünen-Politiker Hermann Ott kritisierte in Berlin, Röttgen müsse die EU zur Erhöhung ihres CO2-Minderungsziels von derzeit 20 auf 30 Prozent bewegen. Töpfer forderte eine Führungsrolle Deutschlands in Cancún.



Fortschritte bei Waldschutz erwartet

Ein Durchbruch auf einem Weg zu einem neuen Klimavertrag wird in Mexiko nicht erwartet. Allerdings sollen Fortschritte in Teilbereichen wie dem Waldschutz und der Finanzierung von Klimahilfen für arme Staaten erzielt werden. Mehrere Staaten wollen zudem, dass auch die unverbindlichen Beschlüsse des Gipfels von Kopenhagen förmlich verabschiedet werden. Dazu gehören das Zwei-Grad-Ziel und freiwillige Zusagen von rund 80 Staaten zur Begrenzung des Kohlendioxid-Ausstoßes.



Röttgen fordert, dass in Cancún ein Gesamtpaket vereinbart wird, das die Bausteine eines Nachfolgevertrags für das 2012 auslaufende Kyoto-Abkommen enthält. "Es muss in jedem Bereich zu Fortschritten kommen", unterstrich der Minister. "Wir können kein Rosinenpicken machen." Nötig sei eine Vereinbarung, bei dem alle ihren Beitrag leisten müssten.