Prozess gegen Schriftsteller Akhanli beginnt in Istanbul

Konstruierte Anklage?

Seit August sitzt der Kölner Menschenrechtler und Schriftsteller Dogan Akhanli in der Türkei in Haft. Dem deutschen Staatsbürger und gebürtigen Türken wird u.a. die Mitgliedschaft einer verbotenen türkischen Gruppe, die gegen die türkische Verfassung agiert, vorgeworfen.

 (DR)

Die Vorwürfe gegen Akhanli seien konstruiert, betonte dessen Istanbuler Anwalt Haydar Erol. Beide Belastungszeugen der Justiz hätten ihre Aussagen zu dem Überfall auf eine Istanbuler Wechselstube 1989 widerrufen. Die Zeugenaussagen seien in einem Fall unter Folter zustande gekommen, im anderen Fall unter Vorspielung falscher Tatsachen. Auch sei der kein Mitglied einer verbotenen Vereinigung. Bislang sei völlig offen, wie sich der weitere Prozessverlauf in der Türkei gestalte. Am Ende des ersten Prozesstags am Mittwoch zeichneten sich möglicherweise Einzelheiten zum Verlauf und zur Dauer der Verhandlung ab.



Solidarität in Deutschland

Der 1957 geborene Akhanli war in die Türkei gereist, um seinen Vater nach 20 Jahren Exil in Deutschland noch einmal zu besuchen. Bei seiner Einreise in die Türkei hatte er sich auf seinen Schutz als deutscher Staatsbürger verlassen, ist aber verhaftet worden. Akhanli, der sich stets für die "Unteilbarkeit der Menschenrechte" eingesetzt hat, ist in Deutschland regelmäßiger Gast bei den interkulturellen Wochen.



Bereits im Oktober hatten Schriftsteller in Köln auf einer Solidaritätsveranstaltung die Freilassung Akhanlis gefordert. Akhanli hatte unter anderem über den tabuisierten Massenmord an den Armeniern im Gebiet der heutigen Türkei geschrieben. Auch das deutsche Zentrum der Schriftstellervereinigung P.E.N. forderte eine umgehende Einstellung des Verfahrens.