Offenbar keine generelle Entschädigung für ehemalige Heimkinder

Nicht realisierbar?

Opfer von Gewalt in Kinderheimen sollen nicht generell mit einem Pauschalbetrag entschädigt werden. Das wolle der Runde Tisch Heimerziehung nach zweijährigen Beratungen bei seinem letzten Treffen in der kommenden Woche offenbar in einem Endbericht festschreiben, berichtet das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

 (DR)

Der Runde Tisch Heimerziehung kommt am 9. Dezember zu seiner letzten Sitzung zusammen. Nach der vorletzten Sitzung des Gremiums unter dem Vorsitz der Grünen-Politikerin Antje Vollmer im September hatte es in Teilnehmerkreisen geheißen, man habe weitgehend Einigkeit erzielt über materielle und praktische Hilfen, die allen Opfern gewalttätiger Erziehungspraktiken eröffnet werden sollen. Über mögliche zusätzliche Zahlungen an Einzelne soll bei der letzten Sitzung beraten werden.



In dem "Spiegel"-Bericht hieß es, Staat und Kirchen lehnten eine "pauschale Entschädigung" oder eine "pauschale Opferrente" als "nicht realisierbar" ab. Zahlungen solle es nur im Einzelfall geben, die Betroffenen müssten nachweisen, dass sie sich "in schwierigen Lebenssituationen befinden". Einigung sei bislang nur darüber erzielt worden, dass Bund, Länder und Kirchen eine gemeinsame Stiftung für Heimkinder einrichten und je ein Drittel des Stiftungsvermögens bereitstellen. Dessen Höhe sei noch offen.



Am Runden Tisch sitzen Vertreter der Kirchen, da die Mehrheit der Heime in den 60er und 70er Jahren von kirchlichen Trägern und Ordensgemeinschaften betrieben wurde, sowie Vertreter des Bundes, der Länder und Experten. Das Gremium beschäftigt sich seit Februar 2009 mit der Aufarbeitung gewalttätiger Praktiken in der Heimerziehung der frühen Bundesrepublik. Es soll dem Bundestag Anfang 2011 Empfehlungen geben, wie mit den Ansprüchen bis heute leidender Heimkinder verfahren werden soll.