In Cancún beginnt der UN-Klimagipfel

Durchbruch unwahrscheinlich

Zum Auftakt des UN-Klimagipfels im mexikanischen Cancún haben Hilfsorganisationen die Teilnehmer zur Umsetzung ihrer Versprechen ermahnt. Das katholische Hilfswerk Misereor kritisierte, die bisherigen Angebote der Staaten zum Klimaschutz reichten nicht aus. Ein Jahr nach dem gescheiterten Gipfel von Kopenhagen gilt ein Durchbruch weiter als unwahrscheinlich.

 (DR)

Im mexikanischen Cancún beginnt am Montag (29.11.2010) der 16. Weltklimagipfel. Bei der zweiwöchigen UN-Konferenz sollen die Beratungen über ein neues internationales Klimaabkommen fortgesetzt werden. Ein Jahr nach dem gescheiterten Gipfel von Kopenhagen gilt ein Durchbruch weiter als unwahrscheinlich. Umweltpolitiker und Klimaschützer halten allenfalls Fortschritte in Teilbereichen für möglich, etwa beim Waldschutz und bei der langfristigen Finanzierung von Klimahilfen für arme Staaten.



In Cancún müsse ein solides Fundament für ein Klimaschutzabkommen geschaffen werden, so Misereor. Oxfam betonte, die Industriestaaten sollten endlich den bereits bei der letzten Klimakonferenz in Kopenhagen beschlossenen Klimafonds einrichten. Die armen Länder bräuchten dringend Zugang zu Geld und Hilfsleistungen.



Die Hilfsorganisation Care forderte einen "politischen Herzschrittmacher für Cancún ". Damit könnten die Verhandlungen für ein faires und ehrgeiziges Abkommen geebnet werden, heißt es in einer Erklärung. Auch die internationale Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung (FIAN) forderte in Köln von der Bundesregierung einen verstärkten Einsatz für Maßnahmen zum Klimaschutz; das fundamentale Menschenrecht auf Nahrung und Wasser müsse trotz des Klimawandels geschützt werden.



Etwa 30.000 Teilnehmer.

In Kopenhagen hatten sich vor einem Jahr die 194 Staaten der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) nicht auf ein rechtlich verbindliches Nachfolgeabkommen für das Kyoto-Protokoll einigen können, deren Verpflichtungen Ende 2012 auslaufen. Dennoch beschlossen sie, Geld zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Anpassung an die Folgen der Erderwärmung bereitzustellen. Jeweils 10 Milliarden Dollar (Tageskurs 7,5 Milliarden Euro) von 2010 bis 2012, spätestens ab 2020 dann 100 Milliarden Dollar (Tageskurs 75 Milliarden Euro) jährlich. Woher das Geld kommt und wie es verteilt werden soll, wird in Cancún verhandelt. Die Organisatoren erwarten etwa 30.000 Teilnehmer.



Im sogenannten "Copenhagen Accord" hatte sich eine Reihe von Ländern zu freiwilligen Reduzierungen bei Treibhausgasen bereiterklärt. Laut Experten steigt allerdings die mittlere globale Temperatur bis 2100 um drei bis vier Grad Celsius, selbst wenn alle Länder diese Maßnahme unmittelbar realisieren würden. Unter Wissenschaftlern besteht Konsens, dass bereits bei mehr als zwei Grad Temperaturanstieg die Folgen des Klimawandels vor allem für die Bevölkerung armer Staaten in Afrika und Asien verheerend sein könnten.



Im Vorfeld der Verhandlungen äußerten Beobachter wenig Hoffnung auf ein rechtlich bindendes, allgemeingültiges Abkommen. Möglich seien dagegen Fortschritte und Erfolge bei Fragen, die konkrete Hilfe für die betroffenen Länder darstellen - wie bei der Rettung der Regenwälder, der Finanzierung etwa von Deichbauten oder der besseren Verbreitung von Öko-Techniken. Nach wie vor ungelöst seien aber die zentralen Fragen, welche Länder bis wann und wie stark ihre Treibhausgasemissionen verringern, wie dieser Prozess überwacht werden solle und auf welcher rechtlichen Basis er stattfinden könne.