Proteste in Pakistan wegen Begnadigung der zum Tode verurteilten Christin

Gnade für Asia Bibi

Die Pakistanische Bischofskonferenz, Lawrence Saldanha, hat für die wegen angeblicher Blasphemie zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi ein neues Verfahren vor dem Obersten Gerichtshof gefordert. Eine in Aussicht gestellte Begnadigung Bibis hatte landesweite Proteste ausgelöst.

 (DR)

"Für die Kirche sind neue Ermittlungen und ein Prozess vor dem Hohen Gericht der richtige Weg, damit eine Unschuld unmissverständlich festgestellt wird", sagte der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Lawrence Saldanha, am Donnerstag in einem Interview mit dem vatikanischen Missionsdienst Fides.



Eine Begnadigung durch den pakistanischen Präsidenten würde den Schuldspruch nicht aufheben und zu einem "wahren Aufstand" islamistischer Gruppen führen, so der Erzbischof von Lahore. Dies komme einem Schuldeingeständnis der Angeklagten gleich.



Tauran in Pakistan

Der für religiöse Minderheiten zuständige pakistanische Minister Shahbaz Bhatti will sich bei Staatspräsident Asif Ali Zardari mit einem Begnadigungsersuchen für Bibi einsetzen. Derzeit hält sich auch der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Jean-Louis Tauran, zu Gesprächen mit Zardari und Bhatti sowie den Bischöfen des Landes in Pakistan auf. Tauran wird laut Fides auch den Appell des Papstes für eine rasche Freilassung Bibis vom Sonntag bekräftigen. Sein Besuch sei schon länger geplant gewesen.



Die 37-jährige Asia Bibi war Anfang November von einem Gericht im pakistanischen Bundesstaat Punjab wegen einer angeblichen Beleidigung des Propheten Mohammed zum Tode verurteilt worden. Es war das erste Mal, dass in Pakistan wegen Blasphemie die Todesstrafe gegen ein Mitglied der christlichen Minderheit verhängt wurde. Christen wurden in den vergangenen Jahren wiederholt wegen Blasphemie angeklagt. Die katholische Kirche des Landes fordert seit längerem eine Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes und prangert dessen Missbrauch durch islamische Fundamentalisten an.



Menschenrechtler beklagen Gewalt gegen Christen in Pakistan

Menschenrechtler fordern derweil einen umfassenden Schutz von Christen in Pakistan vor der Gewalt radikaler Muslime. Die Menschenrechtsorganisation Asian Human Rights Commission (AHRC) erklärte am Donnerstag in Hongkong, die pakistanische Regierung müsse dringend entscheidende Maßnahmen ergreifen, "bevor die Dinge eine blutige Wende nehmen". In den vergangenen Tagen kam es in der Hafenstadt Karatschi mehrmals zu Ausschreitungen zwischen radikalen Muslimen und jungen Christen. Entzündet hatte sich der Konflikt an einer Beziehung zwischen einem Christen und einer Muslimin. Laut Medienberichten soll die Polizei außerdem einige Christen verhaftet und gefoltert haben.



Der Vorfall könnte der Organisation zufolge weitreichende politische Folgen haben. Die pakistanischen Stadt Baldia etwa, wo 6.000 Christen lebten, stehe unter dem Einfluss der Taliban und anderer islamistischer Gruppen. Dort könnten die Ausschreitungen als Argument zur weiteren Unterdrückung von Christen benutzt werden.