Papst Benedikt XVI. kommt bei seinem Besuch auch nach Thüringen

Im Kernland der Reformation

Nun ist es amtlich: Im September 2011 wird Benedikt XVI. Thüringen besuchen. Zum ersten Mal überhaupt wird damit ein Papst ins historische Kernland der Reformation von 1517 reisen. "Eine große Ehre und Auszeichnung", freut sich im Interview mit domradio.de Joachim Wanke, Bischof im Bistum Erfurt.

Autor/in:
Birgit Wilke
 (DR)

Dabei ist der Osten Deutschlands für Benedikt XVI. kein unbekanntes Terrain. Bereits 1974 hatte Joseph Ratzinger als Theologieprofessor Erfurt besucht. 1987 kam er abermals in die DDR und vertrat als Kurienkardinal den Papst beim Katholikentreffen in der Sachsenmetropole Dresden.



Welche Stationen das Oberhaupt der Katholiken im kommenden September machen wird, ist noch offen. Bis Weihnachten soll der genaue Terminplan aber stehen, versichert Generalvikar Raimund Beck, der den Besuch als eine große Ehre und Auszeichnung bezeichnete.



Ein mögliches Reiseziel ist nach 37 Jahren abermals Erfurt. Im einzigen Priesterseminar der DDR hielt der Theologe Joseph Ratzinger damals Vorlesungen. Heute befindet sich in Erfurt die einzige katholisch-theologische Fakultät in Ostdeutschland.



Katholische "Hochburg" Eichsfeld

Denkbar ist auch, dass Benedikt XVI. ins Eichsfeld im nordwestlichen Teil des Bundeslandes reist. Neben der Oberlausitz ist dies die einzige katholische "Hochburg" in den neuen Bundesländern. Dort lebt rund die Hälfte der 157.600 thüringischen Katholiken. Die Älteren unter ihnen haben allen Widrigkeiten zum Trotz auch in den Jahrzehnten der SED-Diktatur ihrer Kirche die Treue gehalten. Auf dem Gelände der Burg Scharfenstein wäre auch ein Gottesdienst mit tausenden Gläubigen möglich.



Ein ökumenisches Signal wäre es, wenn der Papst auf die Wartburg in Eisenach käme. Nicht nur die Landespatronin Thüringens, die Heilige Elisabeth, an deren Namenstag der Papstbesuch verkündet wurde, lebte dort. Auch der Reformator Martin Luther verbrachte lange Monate in der großen Festung. Als "Junker Jörg" hielt er sich dort von 1521/22 versteckt und übersetzte das Neue Testament in nur elf Wochen ins Deutsche.



Erst vor wenigen Tagen hatte der Leitende Bischof der deutschen Lutheraner, Johannes Friedrich, den Ort als Wunschziel einer Papstreise genannt. Ein Besuch in Deutschland müsse einen deutlichen ökumenischen Akzent haben, meinte er am Rande der Generalsynode der Lutherischen Landeskirchen in Hannover. "Reformationsstätten" wie Wittenberg oder wie die Wartburg gehörten ins Besuchsprogramm.



Empfangen wird Bischof Joachim Wanke

Für welche Region der Papst sich auch entscheidet, empfangen wird ihn dort der Erfurter Bischof Joachim Wanke. Er ist der erste Oberhirte des Bistums, das 1994 im Rahmen der Neuorganisation der katholischen Kirche nach der Wende wieder gegründet wurde. Inzwischen ist Wanke dienstältester Bischof der ostdeutschen Diözesen. Er feiert in diesen Tagen den 30. Jahrestag seiner Bischofsweihe. Wanke gilt als einer der profiliertesten Bischöfe in Deutschland; der Magdeburger Altbischof Leo Nowak bezeichnete ihn sogar als "Sprachrohr der Kirche der neuen Bundesländer".



Seitens des Landes wird Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) den Papst begrüßen. Ihr Vorgänger Dieter Althaus hatte Benedikt XVI. in den vergangenen Jahren mehrmals nach Thüringen eingeladen und damit immer wieder Spekulationen über einen Deutschlandbesuch des Papstes ausgelöst.



Angesichts der Meldung aus dem Vatikan zeigte sich seine Nachfolgerin hocherfreut und berief eigens eine Pressekonferenz ein. Dort wies die evangelische Theologin auf die politische Dimension der Papstreise hin. Sie sei eine Anerkennung für die Unbeugsamkeit der katholischen Christen in Zeiten der Teilung, so Lieberknecht. Und sie versicherte auch, dass "die Thüringer gute Gastgeber sind". An welchen Orten auch immer.