Für einen neuen Kardinal ändert sich mehr als nur die Anrede

Von der "Exzellenz" zur "Eminenz"

Der Münchener Erzbischof Reinhard Marx verließ das Gästehaus der Deutschen Bischofskonferenz in Rom am Samstagmorgen als "Exzellenz" - und kehrte als "Eminenz" zurück. So die protokollarischen Anreden. Im Deutschen wird aus einem "Herr Erzbischof" ein "Herr Kardinal". Die Anrede - nur eine der Veränderungen im Leben eines neuernannten Kardinals.

Autor/in:
Thomas Jansen und Agathe Lukassek
 (DR)

Die sichtbarste Neuerung betrifft die Kleidung: Soutane und Pileolus darf Marx nun in Scharlachrot tragen statt wie bisher in Violett. Scharlachrot ist auch das Birett, das ihm Papst Benedikt XVI. zu seiner Berufung ins Kardinalskollegium aufsetzen wird. Zu Birett und Pileolus kommen noch ein rotes Cingulum, eine um den Bauch gebundene Schärpe, sowie eine schwarze Soutane mit roter Umrandung und ebensolchen Knöpfen für den Alltag. Die Ausstattung komplettieren rote Socken als Accessoir. Marx hat diese Kleidungsstücke in München anfertigen lassen; viele andere Kardinäle lassen ihre neuen Gewänder in Rom schneidern.



Ungeachtet ihres scharlachroten Ornats werden Kardinäle auch als "Purpurträger" bezeichnet. Dieser Ausdruck geht auf den Purpurmantel zurück, den Papst Paul II. 1464 als Kleidungsstück für Kardinäle einführte; der wird freilich nicht mehr verwendet. Das Scharlachrot soll an das Versprechen erinnern, das jeder Kardinal dem Papst zu seiner Kreierung gibt. "Bis zur Vergießung des Blutes", so lautet die lateinische Formel, wolle er für den Glauben eintreten: "usque ad effusionem sanguinis".



Als Kardinal erhält Erzbischof Marx in Rom eine sogenannte Titelkirche. Mit dieser Kirche soll die Verbundenheit mit dem stadtrömischen Klerus zum Ausdruck gebracht werden. Dabei handelt es sich um eine Art "Schirmherrschaft", die nicht mit unmittelbaren Verpflichtungen zur Seelsorge verbunden ist. Allerdings freut sich die jeweilige römische Pfarrei über gelegentliche Festgottesdienste mit ihrem Kardinal - und auch über Zuwendungen, die über eine immaterielle Unterstützung hinausgehen.



Weiter auf seinen deutschen Personalausweis angewiesen

Auf seinen Reisen von München nach Rom bleibt Marx auch als Kardinal weiter auf seinen deutschen Personalausweis angewiesen. Einen Pass des Vatikanstaates erhalten nur Kardinäle, die an der Kurie tätig sind.



Innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz bringt die Ernennung zum Kardinal für Marx mehr als nur einen Autoritätsgewinn. Der Münchener Erzbischof rückt in der Sitzordnung einen Platz näher an den Vorsitzenden, Erzbischof Robert Zollitsch, heran. Marx, bislang links außen am Vorstandstisch, tauscht den Platz mit dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick. Vom Vorsitzenden trennen ihn dann räumlich nur noch sein Sitznachbar, der Kölner Kardinal Joachim Meisner, und der Apostolische Nuntius Jean-Claude Perisset, der zu Zollitschs Linken sitzt.



Besondere Verantwortung nach dem Tod eines Papstes

Eine besondere Verantwortung ruht auf den Kardinälen nach dem Tod eines Papstes. Während der Sedisvakanz leitet das Kardinalskollegium die Kirche. Der Kirchensenat darf allerdings nur das Tagesgeschäft weiterführen; Veränderungen in der Leitung der Gesamtkirche sind ihm nicht erlaubt.



Das vornehmste Recht der Kardinäle ist seit jeher die Papstwahl, die seit dem 12. Jahrhundert ausschließlich ihnen vorbehalten ist. Doch längst nicht jedes Mitglied des Kirchensenats kommt in die Situation, dieses Privileg auch in Anspruch nehmen zu können - insbesondere seit Papst Paul VI. 1970 die über 80-jährigen Kardinäle von der Wahl ausgeschlossen hat. Im Fall von Marx spricht jedoch Einiges dafür, dass er in den verbleibenden rund 23 Jahren bis zu seinem 80. Geburtstag ein Konklave erleben wird.