Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

PID und andere Zukunftsfragen

Die Zukunft der Kirche nach dem Missbrauchsskandal, Spekulationen auf Nahrungsmittel, Gentests an Embryonen – die Themen der waren keine leichte Kost. Vor allem der Dialog mit der Amtskirche beschäftigte die Laien. Im Interview mit domradio.de bereitete ZdK-und Bundestagsmitglied Hermann Kues die Bischöfe auf eine mögliche Kompromisslösung in der PID-Frage vor.

 (DR)

So sei eine denkbare Regelung bei der Präimplantationsdiagnostik: "Es ist verboten, aber es steht nicht sofort unter Strafe, wenn man sich bestimmten Beratungsregeln unterwirft." Das allerdings setze eine beratende Kirche voraus, so Kues am Freitag (19.11.2010) bei der Herbstvollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. "Wenn Sie auf Beratung verzichtet, verzichtet sie auch auf Einflussnahme."



Unterdessen forderte das Zentralkomitee erneut ein klares Nein des Bundestags zu Gentests an Embryonen gefordert. Die sogennannte Präimplantationsdiagnostik (PID) bedeute die Tötung von Embryonen allein wegen ihrer genetischen Eigenschaften. Daraus folge auch eine "dramatische Diskriminierung insbesondere behinderten menschlichen Lebens", heißt es in einer mit großer Mehrheit verabschiedeten Erklärung. Die Delegierten appellierten an das Parlament, die durch das Urteil des Bundesgerichtshofs vom Juli deutlich gewordene Gesetzeslücke bei PID so schnell wie möglich zu schließen. Notwendig sei ein Verbot der PID.



Eine weitere Forderung: Spekulationen auf Nahrungsmittel sowie den Verkauf von Ländereien in Entwicklungsländern an internationale Investoren und andere Staaten verhindern; es bedürfe stärkerer internationaler Anstrengungen zur Bekämpfung von Hunger und Armut. Das Thema müsse verstärkt auf die internationale Tagesordnung kommen, sagte der zuständige Sprecher, der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Weiß.



Katholikenpräsident: Reformen in Kirche nicht aufschieben

ZdK-Präsident Alois Glück lobte außerdem das gegenwärtige Gesprächsklima zwischen Deutscher Bischofskonferenz und katholischen Laien, warnte aber zugleich davor, notwendige Reformen in der Kirche aufzuschieben. Der in Folge des Missbrauchsskandals eingeleitete bundesweite Dialogprozess in der Kirche sei von beiden Seiten mit dem festen Willen begonnen worden, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen und zu überprüfen, wie die christliche Botschaft die Menschen von heute besser erreichen könne. Bei der Auftaktkonferenz zum Dialogprozess habe es keine Tabuthemen und keine Misstöne gegeben. "Das Vertrauen und das gegenseitige Wissen voneinander sind gewachsen."



Der ZdK-Präsident mahnte mehr Mitsprache und Verantwortung für die Laien an. Sie dürften nicht mehr nur als Mitarbeiter des Klerus betrachtet werden, sondern müssten "wirklich mitverantwortlich für das Sein und Handeln der Kirche" sein, zitierte er Papst Benedikt XVI.



Mit Blick auf umstrittene Themen wie die Zusammenlegung von Gemeinden, die Aufgaben von Priestern und Laien sowie die Position von konfessionsverschiedenen Ehen und wiederverheirateten Geschiedenen wies der CSU-Politiker Versuche zurück, diese Fragen als "die immer gleichen Themen" abzutun. Diese Themen seien schon vor Jahrzehnten als wichtig angesehen worden und bedrängten die Menschen von heute noch immer. "Sie wirken alt, weil sie ungelöst sind", sagte Glück.



Auch zur gesellschaftlichen Entwicklung nahm Glück Stellung und warnte vor wachsenden sozialen und kulturellen Spannungen. Der Streit um Stuttgart 21, die künftige Energiepolitik und die Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken weise ebenso wie die "von Nervosität" geprägte Debatte um den Islam auf eine zunehmende gesellschaftliche Polarisierung hin. Glück forderte eine verstärkte Teilhabe der Bürger bei großen Zukunftsprojekten. Gleichzeitig müssten aber der Rechtsstaat und seine Institutionen gestärkt werden.

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