Kardinal Meisner kritisiert knappes PID-Votum der CDU

Lob und Kritik zugleich

Joachim Kardinal Meisner freut sich darüber, "dass bei dem CDU-Parteitag drei Stunden lang sehr ernst über den Lebensschutz diskutiert worden ist". Wie weitere Oberhirten kritisiert der Kölner Erzbischof jedoch das knappe Votum der CDU.

Erzbischof Joachim Kardinal Meisner / © Robert Boecker (DR)
Erzbischof Joachim Kardinal Meisner / © Robert Boecker ( DR )

Debatte für konservative Wähler?

"Ich hoffe sehr, dass dies nicht nur ein Mittel zum Zweck war, um die konservativen Wähler zu beruhigen", sagte der Erzbischof nach Angaben der Kölner Kirchenzeitung. Das unteilbare Lebensrecht von Anfang bis zum natürlichen Ende dürfe in der Gesellschaft niemals zur Debatte stehen.



Auf dem CDU-Parteitag in Karlsruhe hatten die Delegierten am Dienstag mit knapper Mehrheit für ein Verbot von Gentests an Embryonen gestimmt, der sogenannten Präimplantationsdiagnostik (PID). Dabei werden im Rahmen der Reagenzglas-Befruchtung befruchtete Eizellen außerhalb des Mutterleibes auf genetische Fehler untersucht und geschädigte Embryonen vernichtet.



Bischof Algermissen: zu knappes Votum

Auch der Bischof von Fulda, Heinz Josef Algermissen, bemängelte in der "Fuldaer Zeitung" das PID-Votum als zu knapp. 408 Delegierte hatten sich gegen die Methode ausgesprochen, 391 stimmten für eine Zulassung "in engen Grenzen für Paare mit schweren genetischen Vorbelastungen".



Noch 2007 habe sich die CDU in ihrem Grundsatzprogramm eindeutig für ein PID-Verbot ausgesprochen, so Algermissen. Angesichts der Abstimmung auf dem Parteitag frage er sich, was in den vergangenen drei Jahren an Abbau des Lebensschutzes passiert sei, "dass es jetzt so kommen konnte". Die enge Entscheidung des CDU-Parteitags lasse für die Abstimmung im Bundestag 2011 nichts Gutes erwarten.



"Stellt die menschliche Würde in Frage"

Die Untersuchungen unterschieden zwischen "lebenswertem und nicht lebenswertem Leben", kritisierte Algermissen. Weiter sagte der Bischof: "Früher, in der unseligen Vergangenheit Deutschlands, nannte man so etwas auf Nazideutsch "Selektion". Die Unterscheidung, welches Leben leben darf und welches vernichtet werden kann, stellt die menschliche Würde in Frage."