Iraks Präsident rät Christen zur Flucht aus Bagdad

Schutz nicht möglich?

Der irakische Präsident Jalal Talabani hat eingeräumt, dass Christen derzeit in Bagdad nicht in Sicherheit leben könnten. Sein Rat: Christen sollten in den kurdischen Norden des Landes gehen und abwarten, bis die Hauptstadt sicher geworden sei.

 (DR)

Gleichzeitig verspricht Talabani den Christen des Landes "maximalen Schutz". Die Regierung müsse mehr dafür tun, aber er sei sicher, sie werde alles tun, was möglich ist, sagte Talabani der französischen Tageszeitung "La Croix" (Donnerstag). Bereits jetzt stelle die Regierung Wachen bereit, um die Sicherheit in christlichen Vierteln zu gewährleisten.



Der irakische Präsident appellierte an Frankreich, die Christen des Irak nicht zur endgültigen Ausreise zu ermutigen. Er dankte Paris für die Aufnahme von 35 beim Angriff auf eine christliche Kirche verletzte Iraker. Er hoffe aber, dass Paris ihnen nicht die französische Staatsbürgerschaft anbiete und sie so zum endgültigen Verlassen des Landes ermutige.



Wirksamer Schutz der christlichen Gemeinschaft gefordert

Die Wochenzeitung "La Vie" startete am Donnerstag unterdessen einen Appell an den französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy zum Schutz der Christen im Irak. Sarkozy solle sich in der EU, bei G-20-Treffen und in den Vereinten Nationen für diese bedrohte Minderheit einsetzen, heißt es in dem Aufruf. Bei der irakischen Regierung müsse sich der Präsident für einen wirksamen Schutz der christlichen Gemeinschaft und anderer religiöser Minderheiten einsetzen.



Die Aufnahme der Verletzten sei anderenfalls nur eine ungenügende Geste, so der Appell. Es müsse alles getan werden, damit eine harmonische Koexistenz aller Gemeinschaften im Irak stattfinden könne. Zu den Erstunterzeichnern gehören Kirchenführer, Politiker und Intellektuelle, darunter der frühere Justizminister und Menschenrechtler Robert Badinter, die Philosophin Elisabeth Badinter, der Präsident des französischen Islamrats, Mohammed Moussaoui, der französische Pax-Christi-Präsident, Erzbischof Marc Stenger, Caritas-Präsident Francois Soulage, der Präsident des Zentralrates jüdischer Einrichtungen in Frankreich, Richard Prasquier, und der Präsident des Dachverbandes der französischen Protestanten, Claude Baty.