Evangelische Christen feiern Buß- und Bettag

Umkehr und Neuanfang

Die evangelischen Christen in Deutschland feiern am Mittwoch den Buß- und Bettag. Mit Gottesdiensten und zahlreichen weiteren Veranstaltungen ruft die evangelische Kirche zu innerer Einkehr und Buße auf. Der Buß- und Bettag war bis 1995 in ganz Deutschland gesetzlicher Feiertag, wurde dann aber als arbeitsfreier Tag zur Finanzierung des Arbeitgeberanteils der Pflegeversicherung in den meisten Bundesländern abgeschafft.

 (DR)

Bußzeiten gab und gibt es in fast allen Religionen der Welt. Dabei sollen häufig Notsituationen und mögliche Strafen Gottes durch eine gemeinsame Besinnung auf Schuld abgewendet werden. In Deutschland wurden Bußtage seit dem Mittelalter beispielsweise angesichts von Pestseuchen anberaumt. Auch im Dreißigjährigen Krieg und angesichts der Türkenkriege setzten Kirchen und weltliche Macht immer wieder regionale Bußtage fest.



Noch im 19. Jahrhundert gab es in den evangelischen Gebieten Deutschlands mehr als 40 regional unterschiedliche Bußtage. Die Festlegung des Buß- und Bettags deutschlandweit auf den Mittwoch vor dem letzten Sonntag des Kirchenjahres geht auf die Initiative der Eisenacher Kirchenkonferenz im Jahr 1852 zurück. Sie wurde jedoch erst 1934 durchgesetzt, ehe die Nationalsozialisten den Feiertag 1939 auf einen Sonntag verlegten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Buß- und Bettag als gesetzlicher Feiertag wieder auf einen Mittwoch im November verlegt.



EKD-Ratsvorsitzender: "Buße heißt Umkehr und Neuanfang"

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, ermutigt zu einem neuen Blick auf den Buß- und Bettag. Mit Buße werde häufig Unangenehmes verbunden wie Strafe für Schuld oder schlechtes Gewissen. In der Bibel bedeute Buße Umkehr und damit die "Chance auf einen Neuanfang", sagte Schneider am Dienstag in Hannover.



Auch im Alltag sei Umkehr und Neuanfang wichtig, denn "wir sind nicht perfekt, wir laufen häufig genug in die Irre", sagte der rheinische Präses Schneider. "Wer sich verirrt, muss sich neu orientieren, umkehren." Das sei nicht immer angenehm. Denn wer zugebe, auf dem falschen Weg zu sein, verliere scheinbar an Ansehen. Ein Christ könne aber darauf vertrauen, dass Gott ihn nicht allein lasse, unterstrich der Ratsvorsitzende.



Rheinische Kirche und Bistum Trier feiern ökumenischen Bußtags-Gottesdienst

Die rheinische Landeskirche und das Bistum Trier setzen die Tradition der ökumenischen Gottesdienste am Buß- und Bettag fort. Präses Nikolaus Schneider, erstmals in neuer Funktion als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, und der Trierer Bischof Stephan Ackermann feiern am Mittwoch um 19 Uhr in der Konstantin-Basilika einen gemeinsamen Gottesdienst. Das Motto lautet "Es ist kein Ansehen der Person vor Gott", die Predigt hält Bischof Ackermann.



Die ökumenischen Bußtags-Gottesdienste finden seit 1971 abwechselnd im Trierer Dom und in der evangelischen Konstantin-Basilika statt. Die Tradition blieb erhalten, als 1995 der protestantische Feiertag in allen Bundesländern außer Sachsen zur Finanzierung der Pflegeversicherung gestrichen wurde. Bereits um 16 Uhr treffen sich Schneider und Ackermann in den Räumen der evangelischen Studierendengemeinde zu einer Diskussion über die Grenzen der Religionsfreiheit. Mit dabei sind der katholische Theologe Walter Euler sowie Vertreter der Muslime, des Judentums und der Bahai.