Präses Buß für aktive Aufnahme von Irak-Flüchtlingen

"Es droht Exodus der Christenheit" im Irak

Der westfälische Präses Alfred Buß hat die Bundesregierung aufgefordert, sich aktiv für die Aufnahme irakischer Flüchtlinge in Europa einzusetzen. Vor der Synode der Evangelischen Kirche von Westfalen wies er am Montag in Bielefeld auf die schlimme Lage der Christen im Irak hin.

 (DR)

Die Anschläge auf Kirchen und Gemeinden in dem Land führten "zu einem Exodus der Christenheit aus einer Region, in der sie heimisch ist, seitdem es das Christentum gibt". Buß erwartet von der Bundesregierung, dass sie sich "aktiv für die Aufnahme irakischer Flüchtlinge in Europa einsetzt".



50 Menschen starben bei Attentat in Bagdad

Anschläge auf Kirchen und Gemeinden führten zu einer Massenflucht von Christen. Buß erinnerte besonders an das Attentat auf die größte katholische Kirche Bagdads am 31. Oktober, dem mehr als 50 Menschen zum Opfer fielen.



Schwerpunkt der Landessynode ist die Taufe

Die am Montag eröffnete Landessynode beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Taufe.  Dazu sagte der Magdeburger Altbischof Axel Noack im Auftaktgottesdienst, die Taufe führe in das Zentrum des Glaubens, mit ihr könnten auch viele Menschen in den ostdeutschen Bundesländern etwas anfangen. Sie sei ein Geschenk, aber auch eine Herausforderung, sich zu verändern. Außerdem beschließen die 213 Mitglieder des "Kirchenparlaments" auch den Hauhalt für das Jahr 2010. Zum Abschluss am Freitag wird die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) erwartet.



Der westfälische Präses Alfred Buß forderte weiter eine ökologisch-soziale Neuausrichtung der Marktwirtschaft. Die Wirtschaftsstruktur müsse nachhaltig umgebaut werden, um die Lebensgrundlagen künftiger Generationen zu erhalten und die Lage der Ärmsten zu verbessern. Er verlangte auch eine Abkehr von der Energieversorgung durch fossile Brennstoffe und erneuerte die Kritik der evangelischen Kirche an der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke.



Herausforderungen verstärken sich gegenseitig

Durch den spürbaren Wirtschaftsaufschwung werde verdrängt, dass es die Welt nicht nur mit einer vorübergehenden Finanzmarktkrise zu tun habe, sagte der 63-jährige Theologe. Die Probleme hätten inzwischen eine neue Dimension erreicht: "Wirtschaftliche, ökologische und soziale Herausforderungen überlagern und verstärken sich weltweit gegenseitig."



Der schwarz-gelben Bundesregierung warf Buß vor, ihr Energiekonzept biete keinen verlässlichen Rahmen für eine zukunftsfähige Energieversorgung. Es müsse klar werden: "Das fossile und das atomare Zeitalter sind vorbei", sagte der Repräsentant der 2,5 Millionen westfälischen Protestanten, der auch zu den Spitzenvertretern der bundesweiten Klima-Allianz gehört. Er plädierte für ein "neues, emissionsarmes Wohlstandsmodell".



Buß bittet Mißbrauchsopfer um Verzeihung

In seinem Jahresbericht vor dem Kirchenparlament entschuldigte sich Buß bei den Opfern von sexuellem Missbrauch und von gewalttätigen Erziehungspraktiken in ehemaligen Heimen. "Für widerfahrene Gewalt und das ihnen in der Kirche geschehene Unrecht bitten wir die Opfer um Verzeihung", sagte er. Es werde nach Möglichkeiten gesucht, zu helfen.



Buß kündigte an, die westfälische Kirche werde die Ergebnisse des Runden Tisches Heimerziehung als verbindlich ansehen und sich "so auch der materiellen Verantwortung stellen". Der Runde Tisch soll dem Bundestag Empfehlungen geben, wie mit den Ansprüchen bis heute leidender Heimkinder verfahren werden soll.