Designierter Kardinal Brandmüller in Rom zum Bischof geweiht

Mit 81 Jahren zum Oberhirten

Kardinalsernennung und Bischofsweihe innerhalb von sieben Tagen: Der bayerische Kirchenhistoriker und Prälat Brandmüller ist zum Bischof geweiht worden. Nächste Woche verleiht der Papst ihm die Kardinalswürde. domradio.de übertragt das Konsistorium zur Ernennung der 24 neuen Kardinäle am 20. November live in Bild und Ton.

Autor/in:
Thomas Jansen, kna
Kardinal Brandmüller (KNA)
Kardinal Brandmüller / ( KNA )

Mit violettem Birett auf dem Haupt zog Walter Brandmüller in die römische Kirche Santa Maria dell"Anima ein. Mit weißer Mitra verließ er sie anderthalb Stunden später wieder, um am kommenden Samstag die Kopfbedeckung eines Bischofs gegen ein Birett einzutauschen, dieses Mal ein rotes, von Papst Benedikt XVI. selbst aufgesetzt.



Der bayerische Kirchenhistoriker und Prälat, der von Benedikt XVI. am 20. November zusammen mit 23 anderen kirchlichen Würdenträgern die Kardinalswürde erhält, durchläuft innerhalb von sieben Tagen zwei Stationen, zwischen denen sonst oft Jahre, bisweilen auch Jahrzehnte liegen können: Bischofsweihe und Kardinalsernennung. Am Samstag wurde der 81 Jahre alte frühere Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften in der Kirche der deutschsprachigen katholischen Gemeinde von Kurienkardinal Raffaele Farina zum Bischof geweiht. Mitkonsekratoren waren der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, aus dessen Diözese Brandmüller stammt, und der Kurienerzbischof Giuseppe de Andrea.



In seiner Predigt ging Kardinal Farina, der als Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche in den vergangenen Jahren eng mit Brandmüller zusammengearbeitet hat, auf die Verdienste des Weihekandidaten ein. Brandmüller habe dem Papst und der deutschen Kirche wertvolle Hilfe geleistet. Das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaften habe unter seiner Leitung einen ausgezeichneten Ruf erworben. Der italienische Kurienkardinal, der Bibliothek und Archiv im Vatikan leitet, erinnerte auch an die für einen namhaften Wissenschaftler ungewöhnlich umfangreiche seelsorgerische Tätigkeit Brandmüllers. Der am 5. Januar 1929 in Ansbach geborene Geistliche war in seiner Zeit als Professor für Kirchengeschichte an der Universität Augsburg zugleich mehr als 25 Jahre Pfarrer in Walleshausen. Brandmüller selbst zeigte sich in seiner Ansprache nach der Weihe tief bewegt und dankte seinen Konsekratoren.



Brandmüller ist nun für eine Woche Bischof der nordafrikanischen Diözese Caesarea, zumindest dem Titel nach. Sobald ihm der Papst am kommenden Samstag als Kardinal eine Titeldiakonie in Rom zugewiesen hat, verliert er sein Titularbistum wieder. Wer Kardinal wird, muss zuvor Bischof sein, so schreibt es das Kirchenrecht vor.



Die von den Karthagern gegründete Stadt Caesarea zählt zu den insgesamt etwa 2.000 erloschenen Bistümern, deren Titel an Bischöfe verliehen werden, die wie im Falle des bayerischen Kirchenhistorikers nicht als Ortsbischof einer Diözese vorstehen. In der Regel wird ein solches Bistum an Weihbischöfe vergeben. Als Titularbistum konnte Caesarea, bisher dem im Juli dieses Jahres im Alter von nur 42 Jahren verstorbenen malawischen Bischof Stanislaus Tobias Magombo zugewiesen, jetzt wieder neu vergeben werden.



Nicht jeder über 80-jährige Anwärter für die Kardinalswürde lässt sich jedoch zum Bischof weihen. In Ausnahmefällen ist eine Dispens von dieser Verpflichtung möglich. Um diese haben etwa die Theologen Alois Grillmeier (1910-1998) und Leo Scheffczyk (1920-2005), die 1994 beziehungsweise 2001 aufgrund ihrer besonderen Verdienste zum Kardinal ernannt wurden, den Papst ersucht.



Bischöfe werden in der Kirche Santa Maria dell"Anima nicht alle Tage geweiht, die letzte Weihe liegt 60 Jahre zurück. Am 19. Mai 1950 wurde der damalige Koadjutor der Erzdiözese Wien, Franz Jachym, konsekriert. Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt, weil es sich um den zweiten Anlauf des Wiener Moraltheologen handelte: Knapp vier Wochen zuvor hatte Jachym vor der Erteilung des Weihesakraments die Messe im Wiener Stephansdom verlassen. Er habe sich dieser Ehre nicht für würdig befunden, teilte er mit. Nach einem Gespräch mit Papst Pius XII. besann sich der 39 Jahre alte Österreicher. Der Wiener Kardinal Theodor Innitzer konnte die Weihe in Rom anschließend ohne weitere Zwischenfälle vollziehen.



Eine Kardinalsernennung und eine Bischofsweihe innerhalb von sieben Tagen werfen auch protokollarische Fragen auf. Wie spricht man einen geweihten Bischof und desiginierten Kardinal an? Exzellenz? Eminenz? lautete die Frage, die in der Schlange der Gratulanten für Walter Brandmüller nach der Messe die Runde machte. Von fachkundiger und humorvoller Seite hieß es: "Eigentlich lautet die Anrede Exzellenz, Sie können aber ruhig schon Eminenz sagen".