Neuer Religionsbeauftragter in der Türkei

Personalwechsel

Das türkische Religionsamt hat einen neuen Chef: Es ist der bisherige Stellvertreter in der Behörde Görmez. Nach mehr als sieben Jahren zieht Bardakoglu den Hut. Türkische Medien spekulieren, dass Bardakoglu der Regierung zu liberal war. Doch im domradio.de-Interview warnt der missio-Türkeiexperte Otmar Oehring vor einem zu schnellen Urteil.

 (DR)

Das Religionsamt ist in der formal laizistischen Türkei für den Islam zuständig; die staatliche Behörde verwaltet alle Moscheen im Land und beschäftigt annähernd 100.000 Geistliche.



Auf Regierungsvorschlag in das Amt ernannt

Bardakoglu war im Mai 2003 auf Vorschlag der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in das Amt ernannt worden. Sein Ausscheiden begründete er mit dem neuen Gesetz über das Religionsamt, das das Parlament im Juli verabschiedet hatte und das die Amtszeit des Präsidenten auf fünf Jahre begrenzt.



Fünf Jahre reichten aus, um etwas zu bewegen, so der scheidende Präsident. Daher habe er das Amt eigentlich schon vor einem Jahr niederlegen wollen, sei aber auf Bitten der Regierung noch bis zum Inkrafttreten der Neuregelung auf dem Posten geblieben.



Medien spekulieren über Meinungsverschiedenheiten mit der Regierung

Die türkische Presse spekulierte über mögliche andere Hintergründe des personellen Wechsels. Die Zeitung "Milliyet" verwies darauf, dass Bardakoglu kürzlich beklagt habe, dass die Regierung seinem Amt nicht mehr genug Beachtung schenke. Der zuständige Minister Faruk Celik wies Spekulationen über Meinungsverschiedenheiten mit der Regierung zurück. Bardakoglu habe in seinem Amt "keinen einzigen falschen Schritt getan". Der Wechsel hänge einzig und allein mit den neuen Bestimmungen zusammen.



Das neue Gesetz über das Religionsamt sieht auch diverse weitere Reformen und Veränderungen in der Behörde vor, die unter anderem für religiöse Rechtsgutachten - sogenannte Fatwas - zu Glaubensfragen und für die Freitagspredigten in den 80.000 Moscheen des Landes zuständig ist.