Zollitsch verurteilt Leichenhandel im Internet

Ein Tabubruch

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat seine Kritik am Handel mit menschlichen Leichenteilen im Internet bekräftigt. Der umstrittene Heidelberger Geschäftsmann Gunther von Hagens begehe mit seiner Online-Plattform einen Tabubruch, sagte Zollitsch am Donnerstag in Freiburg.

 (DR)

Schon die Ausstellung "Körperwelten", in der von Hagens menschliche Leichen und Körperteile zeigte, habe Zweifel an der wissenschaftlichen Motivation des Anatomen geweckt. "Aber wenn ich beginne, damit Handel zu treiben und Geld zu verdienen, dann ist eine Schwelle überschritten", so Zollitsch.



Seit Mittwoch bietet von Hagens über eine Internetseite plastinierte Teil- und Ganzkörperpräparate zum Kauf an. Die Preise liegen zwischen rund 400 und 70.000 Euro. Die Bestellung echter Leichen-Plastinate ist der Website zufolge nur "qualifizierten Nutzern" möglich, die in Forschung, Lehre oder als niedergelassener Arzt tätig sind. Andere Interessenten können Reproduktionen aus "Anatomieglas" bestellen. Der Freiburger Erzbischof äußerte Zweifel, dass diese Grenze in der Praxis eingehalten werde. Die Politik sei aufgefordert, gesetzliche Regelungen zu finden, damit die Würde des Menschen auch nach dem Tod noch gewahrt bleibe.



Bereits vor zwei Wochen hatte Zollitsch in einer gemeinsamen Erklärung mit dem evangelischen badischen Landesbischof Ulrich Fischer gegen den Online-Shop protestiert. Die Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung rief Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) zum Handeln auf. Sie solle "diesem rechtlosen Treiben" ein Ende setzen.