EKD-Synode beginnt mit Debatte um PID

Protestantischer Tagungsmarathon in Hannover

Vor der EKD-Synode am Wochenende in Hannover hat bereits die lutherische Generalsynode die Diskussion aufgenommen. Die Präimplantationsdiagnostik überschreite «die Grenze des ethisch Verantwortbaren“, sagte Landesbischofs Friedrich im Eröffnungsgottesdienst. Der amtierende EKD-Ratsvorsitzende schließt dagegen eine Zulassung der PID nicht aus.

 (DR)

"Gott allein ist Herr über Leben und Tod"

Die Präimplantationsdiagnostik überschreitet nach Ansicht des bayerischen Landesbischofs Johannes Friedrich "die Grenze des ethisch Verantwortbaren". Gott allein sei Herr über Leben und Tod. Menschen dürften sich "niemals anmaßen, zwischen "lebenswert" und "lebensunwert" zu unterscheiden und menschlichem Leben das Lebensrecht absprechen", sagte Friedrich in seiner Predigt nach einem vorab veröffentlichten Redetext zur Eröffnung der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Hannover.



Beobachter erwarten, dass die PID-Debatte auch die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) beschäftigen wird, die am Sonntag beginnt. Bei der Präimplantationsdiagnostik werden Embryonen, die durch künstliche Befruchtung entstanden sind, genetisch untersucht, bevor sie in den Mutterleib eingesetzt werden. Damit soll die Weitergabe von Erbkrankheiten verhindert werden.



Regierung strebt gesetzliche Neuregelung an

Ausgelöst hatte die kontroverse Debatte über Präimplantationsdiagnostik ein Urteil des Bundesgerichtshofs vom Juli, in dem das bislang in Deutschland geltende Verbot der PID faktisch aufgehoben wurde. Die Regierungskoalition strebt deshalb eine gesetzliche Neuregelung an.



In der evangelischen Kirche gibt es keine einheitliche Position zur PID. Wie Friedrich spricht sich auch der kurhessische evangelische Bischof Martin Hein gegen eine Zulassung der PID aus. Im Unterschied dazu schließt der amtierende EKD-Ratsvorsitzende, Nikolaus Schneider, eine Zulassung der PID in begrenzten Fällen nicht aus.



Präses Schneider befürwortet PID-Ausnahmeregelungen

Er habe viel Sympathie dafür, die PID zu erlauben, wenn die "stark begründete" Gefahr bestehe, dass die Eltern ihre Anlage zu schwersten Erbkrankheiten an ihr Kind weitergeben, sagte Schneider kürzlich in einem "Welt"-Interview. Zugleich verwies er auf die Gefahr, dass jede gesetzliche Eingrenzung nach und nach ausgehöhlt werden könnte. Deshalb müsste eine gesetzliche Regelung in Sachen PID sehr sorgsam bedacht werden, empfiehlt der rheinische Präses.



Der Leitende VELKD-Bischof Friedrich sagte, er wisse, dass manche Eltern noch vor der Einpflanzung eines Embryos über seine Gesundheit oder Krankheit Bescheid wissen wollten, um diesen dann zu erwählen oder zu verwerfen. Friedrich: "Ich weiß, dass manche Menschen darauf hinweisen, dass es aus seelsorgerlichen Gründen für manche Eltern wichtig wäre, diese Möglichkeit zu haben."



In konkreten ethischen Konfliktfällen muss Friedrich zufolge immer auch seelsorgerlich gedacht werden. "Das hindert aber nicht, deutlich zu sagen, dass alles menschliche Leben - und dieses beginnt mit der Vereinigung von Ei und Samenzelle - von uns zu schützen ist", argumentierte der evangelische Theologe.



Die lutherische Generalsynode tagt vom 4. bis 6. November sowie am 9. November in Hannover. Sie steht unter dem Schwerpunktthema "Pfarrerbild und Pfarrerbildung". In der VELKD sind acht der 22 evangelischen Landeskirchen mit rund zehn Millionen Mitgliedern zusammengeschlossen.