Das „beste Bier der Welt“ belgischer Brüder soll bald im Supermarkt verkauft werden

Bei Anruf Bier - noch

Ein US-Magazin wählte das Bier der Trappisten im belgischen Westvleteren einst zum besten der Welt. Verkauft wurde der edle Tropfen bislang nur über das Telefon. Doch damit könnte bald Schluss sein: das seltene Gebräu soll künftig im Supermarkt erhältlich sein. Die Reaktionen darauf fallen unterschiedlich aus.

Autor/in:
Caroline Schulke
 (DR)

Tut, tut, tut. Das Besetztzeichen hört oft, wer mit der "beer phone number" der Trappisten im belgischen Westvleteren in Kontakt treten will. Die Brüder sind unter der speziellen Telefonnummer allerdings weniger wegen himmlischer als ganz irdischer Fragen begehrt. Schließlich sehnt sich der Anrufer nach einem raren Stoff: Trappistenbier aus der Abtei in Westbelgien.



Ein US-Magazin wählte den edlen Tropfen einst zum besten Bier der Welt. Eine schöne Auszeichnung, die sich für die Mönche jedoch zum Problem entwickelte. Die Aufmerksamkeit wurde größer, die Zahl der Anfragen stieg, die Arbeit nahm zu - und die Zeit für das eigentliche monastische Leben ab. Daraufhin drehten die Trappisten den Hahn zwar nicht zu, führten aber strenge Sperrstunden ein.



Seit 2006 gibt es Bier aus Westvleteren nur noch nach telefonischer Vorbestellung, Registrierung des Autokennzeichens und späterer Abholung zu einem bestimmten Termin. Selbst die belgische Warentest-Organisation konnte das Trappistengetränk bei einer Bier-Verkostung nicht auf seinen angeblich gehobenen Geschmack überprüfen, weil die Verbraucherschützer nicht rechtzeitig in den Besitz von Proben gelangten.



Als Grund für den streng reglementierten und ausschließlichen Telefonverkauf nannte Abteisprecher Mark Bode im Sommer auf Anfrage, die Ruhe in und um das Kloster aufrechterhalten zu wollen. Ein Callcenter richteten die Mönche freilich nicht ein, weshalb vor allem Geduld in der Warteschleife gefragt ist - und möglichst eine Telefonflatrate.



Demokratisierung des Durstlöschers

Doch damit könnte es bald vorbei sein. Wie die Zeitung "Het Laatste Nieuws" am Mittwoch berichtete, soll das seltene Gebräu künftig im Supermarkt erhältlich sein. Um einen aus Sicherheitsgründen nötigen Umbau zu finanzieren, wollten die Trappisten ihr bisher so schwer zu erwerbendes Produkt nun ausgerechnet über einen belgischen Discounter vermarkten - "zumindest vorübergehend".



Die Reaktionen auf die mögliche Demokratisierung des Durstlöschers fallen unterschiedlich aus, wie ein Blick in die Leserkommentare auf der Internetseite der Zeitung zeigt. Während sich einige schockiert von dem Schritt zeigen und der Abtei bloßen Kommerz und ein Abrücken von eigenen ethischen Standards vorwerfen, weisen andere Nutzer diese Vorwürfe unter Verweis auf die Verwendung des Geldes für die Abtei zurück. Und einer schreibt weiter: "Ich sage: HURRA. Denn ein Westvleteren kosten, ist ein Genuss."



Doch ob die Köstlichkeit aus dem Kloster wirklich den Weg in den Discounter findet, ist weiter nicht ganz klar. Noch seien die Gespräche mit der Supermarktkette im Gange, berichtet "Het Laatste Nieuws" und lässt das Ergebnis damit offen. Und Sprecher Bode zeigt sich auf Anfrage am Telefon nicht zum Kommentar befugt und verweist auf die Nummer seine Vorgesetzten. Darunter war der Vater Abt bisher jedoch nicht für eine Stellungnahme erreichbar.