Eichstätts Bischof Hanke zum Abschluss der Nahost-Synode

"Solidarität mit den Christen in Nahost"

Am Sonntag ist die Nahost-Synode im Vatikan mit einer Papstmesse zu Ende gegangen. Aus Deutschland nahm der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke an dem Bischofstreffen teil. Mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sprach er über Ergebnisse der Synode und sich daraus ergebende Aufgaben auch für die deutsche Kirche.

 (DR)

KNA: Herr Bischof, war die Synode ein Erfolg?

Hanke: Allein das Faktum, dass die Vertreter der verschiedenen katholischen Ostkirchen an einem Ort zusammenkamen und miteinander berieten, war ein Riesenerfolg der Synode. Denn der Dialog in den Heimatländern klappt nicht immer so problemlos wie jetzt hier in Rom.



KNA: Was waren die Themen, die Schwerpunkte der Synode?

Hanke: Die Synode war klar pastoral ausgerichtet. Ein Schwerpunkt war die Zusammenarbeit der mit Rom vereinten Ostkirchen. Dann ging es um eine engere ökumenische Zusammenarbeit, um so der christlichen Präsenz im Nahen und Mittleren Osten mehr Gewicht zu geben. Weitere Themen waren die Beziehung zur muslimischen Umwelt und natürlich der Palästina-Israel-Konflikt - und damit verbunden der Wunsch und das Bemühen um Frieden. Immer wieder kam in der Synode die Abwanderung von Christen aus der Region zur Sprache, aus dem Heiligen Land wie aus dem Irak. Man sprach darüber, wie christliche Auswanderer aus der Region in ihrer neuen Heimat pastoral betreut werden können. Vor allem aber beschäftigte die Frage: Wie kann man die Christen zum Bleiben bewegen, wie kann man ihnen Mut und Vertrauen vermitteln, damit die christliche Präsenz in den Ländern der Bibel erhalten bleibt?



KNA: Welche konkreten Vorschläge hat die Synode gemacht?

Hanke: Natürlich kann man einem Christen nicht vorschreiben, dass er in seiner Heimat bleiben muss. Aber die Synode hat eine Botschaft der Hoffnung an die Christen in der Region gerichtet. Und sie hat zugleich die Gläubigen der Weltkirche zur Solidarität mit den Mitbrüdern in Nahost aufgerufen.



KNA: Im Vorfeld gab es Sorgen, die Synode würde zu politisch. Ist die Gratwanderung zwischen Politik und Pastoral gelungen?

Hanke: Die Synode war ganz klar pastoral orientiert - ohne aber darauf zu verzichten, die von den politischen Verhältnissen herrührenden Probleme und Fragen anzusprechen.



KNA: Das Verhältnis der christlichen Minderheit zum Judentum, noch mehr aber zum Islam spielte immer wieder eine Rolle. Hat die Synode hierzu mehr Klarheit geschaffen?

Hanke: Die Synode hat unterstrichen, dass gerade die Christen den Weg der Versöhnung gehen müssen, etwa im Palästina-Israel-Konflikt. Sie hat zudem zum Weg des Miteinanders und des Dialogs in den muslimischen Ländern aufgerufen. Dabei wurde deutlich, dass es nicht um einen Dialog des Christentums mit dem Islam als solchem geht, sondern um einen Dialog der Christen mit den Muslimen. Also um die Begegnung, um das Miteinander vor Ort, um praktische Lebenserfahrung. Das ist der Weg des Miteinanders, mit dem man etwas bewegen kann - im Sinne einer friedlichen, respektvollen Koexistenz.



KNA: Bei der Synode spielten die katholischen Ostkirchen eine bedeutende Rolle. Ihre Vertreter meldeten sich offen und selbstbewusst zu Wort. Brachte die Synode für sie eine Stärkung innerhalb der Universalkirche?

Hanke: Bereits die Tatsache, dass die Vertreter der katholischen Ostkirchen miteinander über ihre Probleme sprachen und einander zuhörten, dürfte sehr viel bewegt haben. Zudem gab es eine Reihe konkreter Anregungen: Dass die Bischöfe des Nahen Ostens regelmäßig zu Konferenzen zusammenkommen; dass sie ihren sozialkaritativen Einsatz stärker koordinieren; dass sie auch auf anderen Feldern besser zusammenarbeiten.



KNA: Was nehmen Sie von der Synode mit nach Hause. Was wird Ihre Diözese tun, was empfehlen Sie der Bischofskonferenz?

Hanke: Ich nehme für mich persönlich mit die Bedeutung der Solidarität mit den Christen im Nahen und Mittleren Osten. Unsere kirchlichen Medien und Akademien müssen ihren Blick auf die dortigen Probleme deutlich verstärken. Die Solidarität ist ganz wichtig für die christliche Präsenz im Nahen Osten. Ich nehme weiter mit die Bereitschaft der Christen der Region, mit den Muslimen einen gemeinsamen Weg zu gehen, eine Gesellschaft aufzubauen, aber andererseits auch die Reziprozität anzumahnen. Will heißen: Was wir an Integration wollen und was gut ist, sollte im Blick auf die Christen auch in den Ursprungsländern des Islam einen Stellenwert haben, vielleicht in einer gewissen Übersetzung.



KNA: Wie könnte die Solidarität mit den Nahost-Christen aussehen?

Hanke: Ein Beitrag könnte darin bestehen, das Pilgerwesen zu den Orten der Bibel zu verstärken. Denn Pilgern an die Stätten Jesu und der Apostel vertieft den eigenen Glauben und ist zugleich ein Zeichen der Verbundenheit mit den dort lebenden Christen - die dies sehr hoch schätzen. Dann sollten unsere kirchlichen Hilfswerke weiter Projekte in der Region fördern, vor allem im Bildungsbereich.



Denn Bildung hat eine zentrale Bedeutung für den Aufbau einer Gesellschaft, in der Christen und Muslime eine gute Koexistenz haben. Ich halte aber auch die Kontaktpflege zwischen den Bischofskonferenzen für wünschenswert; dass immer wieder bischöfliche Delegationen in diese Länder reisen, um so ihre Solidarität zu bekunden.



KNA: Wird sich die Katholische Universität Eichstätt stärker in diesem Bereich engagieren?

Hanke: Ich habe am Rande der Synode etwas Lobbyarbeit für unser Collegium Orientale und damit auch für die Universität Eichstätt gemacht. Das Collegium Orientale wäre eine ideale Plattform, um für die von der Emigration betroffenen Ostkirchen Priester ausbilden zu lassen, die die Kultur in Europa und Deutschland kennen und die damit pastoral gut für die Menschen einsetzbar sind, die den Nahen und Mittleren Osten in den vergangenen Jahren verlassen haben.



Interview: Johannes Schidelko